Bonjour!
Jetzt bin ich schon seit 3 Monaten hier und die Zeit ist wie im Flug vergangen.
Ich möchte euch gerne ein wenig über meine Zeit in der Arche bis jetzt erzählen.
Nach den Vorbereitungsseminaren online mit SoFiA e.V. fand im Juni das 10-tägige Seminar in Präsenz statt. Es war richtig toll, die anderen auch mal in „echt” zu sehen und alle möglichen Themen zusammen zu besprechen und Lagerfeuerabende mit Musik und Sternennächte gemeinsam zu verbringen.
Nach der Entsendefeier, die mit einem Gottesdienst und Gesang gestaltet wurde und dem Präsenzseminar rückte die Abreise nach Frankreich für mich immer näher.
Die letzten Absprachen mit meiner Einsatzstelle wurden erledigt, Verabschiedung von Freunden und Familie fand statt und sehr bald danach ging es für mich in meine Einsatzstelle.
Am 1. August war es dann soweit: der Tag der Abreise.
Nach einem Reisetag durch Deutschland, Belgien und Frankreich kam ich abends am Bahnhof in Quimper, in der Bretagne, an.
In der Nähe von Quimper verbrachte ich die nächsten 2 1/2 Wochen mit einer „Groupe de vacances” meiner Arche, einer Gruppe bestehend aus 6 Menschen mit Behinderung und 3 Betreuenden, meine Sommerferien.
Ich wurde sehr herzlich und mit offenen Armen in der Gruppe aufgenommen.
Die 2 1/2 Wochen gestalteten sich mit einem Kinobesuch, einer Outdoor-Theateraufführung, Städte-Erkundungen, viel Natur, Museumsbesuchen, einer Segelbootfahrt und einigen anderen Aktivitäten.
Am 20.08. hat sich unsere Gruppe dann auf den Heimweg gemacht und für mich hieß das gleichzeitig meine eigentliche Einsatzstelle mit allen anderen Menschen und Eindrücken kennenzulernen.
Châteauneuf-du-Faou
Segelbootfahrt
Waffeln-Essen am Meer
Am 20.08. gegen 20 Uhr sind wir dann in Ambleteuse in meiner Einsatzstelle für die nächsten 12 1/2 Monate angekommen. Dort verbrachten wir eine Nacht in einem Foyer, der „Garenne”, da wir auf Grund von Corona nicht direkt in unsere eigentlichen Foyers, also Wohnhäuser mit Menschen mit Behinderung und ohne Behinderung, zurückkehren konnten. Am nächsten Tag frühstückten wir noch alle in der Garenne und gegen Mittag durften wir in die anderen Foyers umziehen. Auf dem Weg zu meinem Foyer lernte ich schon zwei Bewohnerinnen aus meinem Foyer, dem „Cénacle”, kennen. Dort angekommen, kam mir Maurice, einer der Bewohner, entgegen und erzählte mir einiges über das Foyer. Außerdem zeigte mir Marie-José, eine Bewohnerin, das ganze Foyer und erzählte mir von ihr. An dem Tag kehrten noch zwei weitere Bewohner, einer aus dem Urlaub und einer aus der „Permanence”(die Menschen, die nicht in Groupes de vacances, eigenen Urlaub oder zu ihren Familien fahren, bleiben in Ambleteuse in der Permanence) wieder. Im Verlauf der Tages wurden mir meine genaueren Aufgaben im Foyer erklärt und gezeigt. Dazu gehört die Hilfe im Haushalt wie z. B. der Abwasch, die Wäsche, die Mithilfe beim Kochen und bei anderen alltäglichen Tätigkeiten der Bewohnerinnen und Bewohner. So gegen 18 Uhr bereitete ich dann mit Maurice eine Quiche zum Abendessen vor und konnte ihn dabei schon ein wenig besser kennenlernen. Um halb 8 aßen wir zu Abend und nach dem Abendessen gingen die meisten Bewohnerinnen und Bewohner in ihre Zimmer und ich half zwei Bewohnern noch beim Abwasch und legte mich danach auch schlafen.
Der nächste Tag begann für mich mit einem Frühstück mit den anderen aus meinem Foyer. Anschließend wurde mir von Maurice und Serge, einem anderen Bewohner, eine Foyer-Tour gemacht, damit ich auch die anderen Foyers zu sehen bekomme und die anderen Menschen, außerhalb meines Foyers, aus der Arche kennenlerne.
Neben dem Cénacle und der Garenne gibt es noch vier weitere Foyers in Ambleteuse und zwar die „Colombe”, die „Chaloupe”, die „Oyats” und die „Clairière”, die alle innerhalb von 5-10 Minuten Fußweg erreichbar sind.
Außerdem wurden mir die Büros und das „ESAT”(Établissement et service d’aide par le travail) gezeigt, wo die autonomeren Menschen mit Einschränkung arbeiten und zum Beispiel Marmelade, Weihnachtspudding, Schminke zum Verkauf herstellen.
Büros der Arche
ESAT Ambleteuse
In den ersten paar Wochen waren es für mich sehr viele neue Eindrücke und Menschen, was sich aber mit der Zeit gelegt hat. Ich möchte nun ein wenig über meinen Alltag erzählen, der oft unterschiedliche Aktivitäten beinhaltet. Trotzdem sind einige Dinge an jedem Tag gleich. Es ist ein Beispiel für einen Tag unter der Woche. Angefangen beim Frühstück, welches die arbeitenden Bewohnerinnen und Bewohner um 7:30 Uhr zu sich nehmen. Dabei helfe ich, wo nötig, zum Beispiel beim Brot-Schmieren oder Müsli-Vorbereiten und esse nebenbei mein eigenes Frühstück. Nach und nach kommen dann die restlichen Bewohner, die nicht arbeiten, ins Esszimmer und frühstücken. Bei mir im Foyer gibt es acht Menschen mit Einschränkung (fünf von ihnen gehen arbeiten). Um 9 Uhr fängt dann für die Arbeitenden der Arbeitsalltag an und sie bleiben bis 12:30 Uhr im ESAT und kommen dann zum Mittagessen ins Foyer zurück. Die Menschen, die nicht arbeiten, bleiben zuhause und schauen, Fernsehen, ruhen sich aus oder wenn es die Zeit und das Wetter erlaubt, gehe ich manchmal mit ein bis zwei von ihnen spazieren. Meine Aufgaben in der Zeit zwischen dem Frühstück und Mittagessen sind hauptsächlich der Haushalt, also oft das Mittagessen zubereiten, Wäsche machen oder putzen. Wenn es einen besonderen Anlass in der nächsten Zeit gibt, zum Beispiel einen Geburtstag im Foyer, bereite ich in der Zeit gerne Deko vor.
Zum Mittagessen um 12:30 Uhr essen wir dann alle gemeinsam. So gegen 13:15 Uhr gehen dann die Leute, die im ESAT arbeiten, wieder zurück zur Arbeit, wo sie bis 17:00 Uhr bleiben.
Mit den anderen Bewohnern gehe ich ins Sentier( Haus, in dem Nachmittagsaktivitäten angeboten werden) und bin entweder im Atelier Musique(Musik), Atelier Cuisine(Kochen), im Club(für die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich ausruhen möchten), Atelier Bois(Holzarbeit) oder im Atelier activitées manuelles(Basteln, Puzzlen, etc.) oder bei der Promenade(Spaziergang) eingeteilt und helfe bei den Aktivitäten mit. Um 16:30 Uhr kommen wir aus dem Sentier zurück. Gegen 17 Uhr können die Menschen, die wollen, ein „Goûter” zu sich nehmen, welches aus Obst und Kaffee, Tee oder einer heißen Schokolade besteht.
Bald danach ist es schon an der Zeit, das Abendessen mit eine/r/m Bewohner/in zuzubereiten. Um 19:30 Uhr essen wir dann zu Abend und so gegen 20:30 Uhr gehen die letzten Bewohner*innen ins Bett, bzw. helfen wir Assistants beim Zubettgehen. Bis 21 Uhr werden die letzten Haushaltsaufgaben beendet und gegen 21 Uhr ist der Arbeitstag zu Ende.
2 Bewohner und ich beim Spaziergang
Strand von Ambleteuse
Ich hoffe, euch einen groben Einblick in meine bisherige Zeit in Frankreich gegeben zu haben.
Viele liebe Grüße und bleibt gesund!
Linnéa:)