Angereist, angekommen, angefreundet:
Liebe Freunde, liebe Bekannte, liebe Familie, liebe Leser*innen,
ich bin jetzt seit Anfang September in Uganda und habe bereits so viel erlebt, dass ich erstmal überlegen muss wo ich anfange. Meine ersten zwei Monate waren geprägt von so viel Neuem, Überwältigendem und Warmherzigem. In diesem ersten Rundbrief möchte ich nun anfangen euch meine ersten Begegnungen und Eindrücke etwas näher zu bringen.
Aufbruch und Zeit Tschüss zu sagen!
Am 1. September ging es los. Morgens war es so weit: Ich verabschiedete mich von meinen besten Freundinnen und dann ging es mit Mama und Papa zum Flughafen. Das war ganz schön hart, denn hier habe ich das erste Mal so richtig realisiert was mir bevorsteht. Davor war es immer nur das Berichten, dass man ja jetzt für ein Jahr nach Afrika ginge und klar auch die Vorbereitung in den Seminaren. Aber trotzdem hat es sich für mich immer surreal und weit weg angefühlt. Doch als ich mich dann vor dem Security Check von meinen Eltern verabschiedete fiel diese Hülle komplett ab.
In dem Moment hab ich mich tatsächlich etwas ängstlich und überfordert gefühlt, doch das wechselte ziemlich schnell zur purer Vorfreude, dieses Abenteuer, dieses neue Kapitel meines Lebens jetzt ganz allein in die Hand zu nehmen. Es war das erste Mal, dass ich alleine geflogen bin, dementsprechend war ich auch etwas nervös, doch am Gate traf ich eine junge Frau, mit der ich über vieles quatschte und somit die Unruhe schnell verblasste. Mein Umstieg war in Cairo. Hier fühlte ich mich das erste Mal etwas verloren. Ich hatte anfangs große Schwierigkeiten mich zu orientieren und fiel als allein reisendes, junges Mädchen sehr stark auf. Doch auch hier kam mir ein anderer Reisende zur Hilfe und kümmerte sich darum, dass ich schnell das richtige Gate erreiche, da das Boarding schon bald endete. Nach weiteren Flugstunden kam ich heil und ganz in Entebbe, dem Flughafen in Uganda, an. Es war ein tolles Gefühl nach 12 Stunden fliegen, purer Aufregung und Nervosität mit Sonnenstrahlen und Vogelgezwitscher empfangen zu werden. Danach fuhr ich zu meinem Projekt in Kampala, der Hauptstadt von Uganda, wo ich das nächste Jahr arbeiten und auch wohnen sollte. Bevor ich anfange von allem zu erzählen, teile ich noch schnell ein paar facts mit euch: Uganda ist ein ostafrikanisches Binnenland rund 240.00km2 groß (Deutschland ist ca 350.000 km2 groß) und ist umgeben vom Südsudan, Kongo, Rwanda, Tanzania und Kenia. Uganda grenzt im Süden an den lake victoria, der größte See Afrikas. Insgesamt leben rund 45 Millionen Menschen in Uganda und ca. 4 Millionen in Kampala. Es ist eines der artenvielfältigsten Länder, denn es gibt rund 1100 Vogelarten, 200 säugetierarten und über 10.000 Pflanzenarten. So das mal nur nebenbei…
Erste Einblicke
Auf der Fahrt zu „Somero“, so heißt mein Projekt, war ich so übermüdet vom Flug, dass ich
immer wieder einnickte und dann voller Erstaunen aufwachte, mich umblickte, um alles genau zu beobachten. Es ist schon Wahnsinn, wie grün und voller Natur Uganda ist und wie viel Leben auf den Straßen herrscht. In Kampala angekommen, brauchten wir fast doppelt so lange wie errechnet, da wir von einem Stau in den nächsten kamen. Es war noch früh morgens, also typischer Berufsverkehr. Das gab mir die Chance die Menschen um mich herum zu betrachten. Viele sind auf dem Weg zur Arbeit und nutzen dafür das Motorrad- Taxi, hier auch Boda-Boda genannt oder verkaufen schon an fast jeder Straßenecke Street Food oder andere Sachen. Alle wirren umher, so viel buntes, so viel Leben und Aktion, so viele Reize, so viel Trubel und natürlich der Verkehr. Was mir direkt auffällt, dass hier in Uganda der linke Fahrstreifen benutzt wird und sich dadurch das Lenkrad in jedem Auto auf der anderen Seite befindet. Doch der eigentliche Verkehr ist das wahre Spektakel, denn so richtige Verkehrsregeln erkenne ich selten. Viele sind in Eile und probieren von jeder Seite zu überholen und bei Stau oder Ungeduld nutzen die Boda Fahrer gerne auch mal die Gegenverkehrsbahn als Abkürzung. Es ist ein großes Durcheinander, aber trotzdem funktioniert es. Es ist eine Ordnung in der Unordnung. Trotzdem muss man als Fußgänger wahnsinnig aufpassen, da es oft zu Verkehrsunfällen kommt, wie ich später selbst erfahren durfte.
Doch nicht nur der Verkehr ist besonders, es ist das Leben in der Großstadt welches mich direkt beeindruckt hat. Überall sind Menschen unterwegs. An den Straßenrändern werden Bohnen, Kartoffeln oder Ananas verkauft, überall sind kleine Shops, welche die wichtigsten Lebensmittel anbieten, manchmal laufen einem Ziegen über den weg oder große Lieferwägen laden Bananenstauden aus. Die Menschen sind lebensfroh, laut und offen, überall ist Musik, es wird laut gebetet, getanzt und jeder macht einfach ein bisschen das was er will. Das Ganze erinnert mich manchmal an ein Wimmelbuch, welche ich als Kind geliebt habe. Wenn man das Geschehen auf den Straßen beobachtet kann man seinen Blick von einem Punkt zum anderen bewegen und überall ist etwas Neues zu entdecken und zu beobachten.
Ausblick auf den Verkehr
Gemüse wird auf Straße verkauft
eine belebte Straße Kampalas
Unterkunft/Projekt
Nun einen Einblick in mein alltägliches Leben. Ich bin in einem Zimmer untergebracht, welches sich auf dem Gelände von Somero befindet und mit einem Bett, Schrank, zwei Schreibtischen und einem Gasgrill ausgestattet ist. Das Bad anderswo ist auf dem Gelände, da ich es mir noch mit meinen Mitbewohnern teile. In den anderen Zimmern wohnen: Irene, meine Mentorin wie auch Projektleiterin, Denis, der sich um vieles Technische kümmert und Rashidah eine Mitarbeiterin bei Somero. Hier ist also immer viel los, da ab dem Nachmittag Irenes und Lindas (eine weitere Mitarbeiterin von Somero) Kinder von der Schule kommen und ihre Zeit bis spät abends auf dem Gelände verbringen. Bruno, der Sohn von Irene und Ida, die Tochter von Linda sind beide um die 4 Jahre alt und besuchen bereits die Vorschule. Nachmittags spiele ich oft mit ihnen, male Mandalas aus oder gehe mit ihnen einkaufen. Sie sind beide zuckersüß und sehr neugierig. Da die Kinder hier schon früh Englisch lernen, ist es gar nicht so schwer sich mit ihnen zu unterhalten. Ich genieße die Gemeinschaft bei Somero sehr und verbringe gerne Zeit mit meinen Mitbewohnern*innen nach der Arbeit. Besonders mit Rashidah (22) verstehe ich mich sehr gut. Sie ist seit Tag eins für mich da, hilft mir bei jeder Kleinigkeit und mit ihr koche ich jeden Abend zusammen. Sie zeigt mir so ziemlich alles typisch Ugandische, führt mich in der Stadt herum, sie zeigt mir auf was ich aufpassen muss und steht mir immer zur Seite. Ich arbeite super gerne mit ihr zusammen, denn sie leitet verschiedene Workshops und die Computerklasse.
Wir verbringen aber auch sehr viel Zeit außerhalb der Arbeit zusammen, teilen so ziemlich alles und sind immer füreinander da. Sie ist eine wirklich unglaublich authentische, hilfsbereite und witzige Person und ich bin sehr dankbar so eine tolle Freundin, fast schon Schwester zu haben. Durch Rashidah hat das Einleben und Gewöhnen nicht sehr lange gebraucht und ich würde sagen, dass ich mich mittlerweile schon sehr wohl fühle. Das habe ich vor allem ihr zu verdanken, da ich mich durch sie nie alleine fühle.
Trotzdem bin ich auf mich alleine gestellt, da ich mich zum Beispiel den Tag über selbstständig versorge und somit auch fast täglich einkaufen gehen muss. Klar, oft wechseln Rashidah und ich uns ab oder gehen zusammen einkaufen, doch man lernt für sich selber Verantwortung zu übernehmen und das macht mir auch Spaß.
Ich finde es total cool nach der Arbeit über die Märkte zu schlendern und frisches Gemüse einzukaufen, denn die Auswahl ist wirklich riesig und auch sehr lecker. Die Ananas, Mangos und Avocados sind wirklich nicht ansatzweise mit den für uns in Deutschland vorfindbaren importierten Früchten aus dem Supermarkt zu vergleichen. Sie sind viel geschmacksintensiver und auch etwas süßer. Überall in der Stadt gibt es kleine Obst und Gemüsestände und ich komme selten dran vorbei ohne mir etwas zu kaufen. Dieses frische und tropische Obst, welches ich so einfach noch nie gegessen habe genieße ich wirklich sehr. Doch neben dem viel zu leckeren Obst und Gemüse gibt es noch sehr viel mehr zu entdecken.
Hier in Kampala hat man eine riesen Möglichkeit was das Essen angeht, da es überall kleine Stände gibt, welche Chapatis (eine Art Pfannkuchen), Rolex (Pfannkuchen einge“rol“lt mit Ei Omelett (eggs -> ex)), Pommes, Teigtaschen, frische Fleischspieße oder auch schon fertig gekochte Reis- oder Kartoffelgerichte anbieten. Kampala ist sehr bekannt für die Vielfahlt an Streetfood und es ist sehr cool sich durch die verschiedenen Stände durchzuprobieren. Auf die Hand und zum mitnehmen kriegt man so ziemlich alles, doch es kommt auch vor dass die Leute zusammen auf den Straßen sitzen und schnell etwas in der MIttagspause gemeinsam essen. Wie zum Beispiel auf dem Foto zu sehen. Das finde ich total schön, ein Moment vom Beisammensein.
Es ist aber natürlich auch wichtig aufzupassen von welchen Ständen man isst, sonst kann es schnell zu Magenproblemen oder sogar Lebensmittelvergiftungen kommen. Besonders bei Fleisch sollte man aufpassen, dass es zum Beispiel den Tag über nicht in der Sonne lag. Nach und nach bekommt man jedoch ein Gefühl welchen Ständen man vertrauen kann. Neben dem Ausprobieren von Streetfood, macht es mir jedoch auch sehr viel Spaß selbst zu kochen und neue traditionelle Gerichte auszuprobieren und es gehört schon fast zum alltäglichen Abendprogramm dazu. Auch das wöchentliche Wäsche waschen ist schon ein normaler Bestandteil meiner Routine. Ich wasche meine Klamotten hier selbst per Hand, was, im Vergleich zum Kochen, wirklich neu für mich ist. Jedoch ist es hier etwas selbstverständliches und nach ein paar Malen hat man auch hier den Dreh raus. Außerdem bietet es sich super als Auszeit zum Podcast hören an.
Ausblick von Kazo (großes Gebäude ist ein Krankenhaus)
Somero liegt im Stadtteil Kazo, welcher ein eher sozial benachteiligter Teil von Kampala ist. Hier gibt es viele Slums und Familien, die nicht so viel Geld haben und so ist das Leben eher einfach gehalten und kann sehr hart sein. Die Familien sind oft sehr groß und so ist das Geld manchmal knapp. Armut ist hier ein dauerhaft präsentes Thema und ich begegne oft Menschen und auch kleinen Kinder, die auf der Straße betteln und versuchen verschiedene Sachen an Passanten und Autos zu verkaufen. Auch die Kriminalität ist ein Problem in Uganda, da sie oft aus der Armut resultiert, jedoch im Vergleich zu den Nachbarstaaten (Kongo, Kenya,..) eher gering ist. Trotzdem sollte man sobald es anfängt zu dämmern nicht alleine unterwegs sein. Das Thema Diebstahl und Übergriffe ist abends wie auch tagsüber in ganz Kampala ein Thema. Auf den Verkehr, seine Tasche und besonders auf sein Handy sollte man Acht geben. Ich selbst kann keine Erfahrung darüber teilen, jedoch wurde mir bereits von Vorfällen berichtet, bei denen Taschen vom Körper auf dem fahrenden Boda gerissen wurden oder eine Freiwillige tatsächlich nachts überfallen wurde. Doch trotz der Armut oder der einfachen Lebensverhältnisse kann man eine dauerhafte, positive Mentalität spüren. Es ist ganz einfach die Dankbarkeit und Wertschätzung, die jeder Kleinigkeit gegenüber gebracht wird. Die Menschen die mir im Alltag begegnen sind unfassbar freundlich, höflich, offen zueinander und unterstützen sich gegenseitig. Sie leben miteinander, denn hier ist jeder für jeden da. Auch bei Fremden wird sich von Grund auf in einer persönlichen und zugewandten Art verstanden. Es ist üblich sich auf der Straße zu begrüßen und sich zu erkunden, wie es denn seinem gegenüber geht. Das gehört zur alltäglichen Begrüßung dazu. Diese besondere Art von Begrüßung fällt mir direkt auf, da ich in Deutschland auf der Straße noch nie gefragt wurde wie es mir denn ginge. Doch es ist auch die Aufmerksamkeit die mir als Weiße gegenübergebracht wird, die ich so noch nie in meinem Leben empfunden habe. Überall wo ich hingehe falle ich automatisch auf und viele gucken und sprechen mich an. Das war am Anfang sehr ungewohnt für mich und ich habe mich oft unwohl gefühlt so viele Blicke auf mich zu ziehen. Auch das Wort „Musungo“, was übersetzt der/die Weiße bedeutet hat mich gestört. Oft wird es mir hinterhergerufen oder ich werde direkt so angesprochen. Das fand ich am Anfang wirklich traurig, da ich mich so auf einer gewissen Art ausgegrenzt und anders gefühlt habe. Doch über die Zeit habe ich gelernt, dass es sich hierbei um eine pure positive Reaktion handelt. Es ist kein Angriff und auch keine schlechte Absicht die hinter diesem Wort steckt, sondern reines Interesse und Neugierde. Die Menschen freuen sich mich zu sehen und sind eher überrascht als genervt, da es eher selten ist, dass sie eine weiße Person sehen. Besonders die Kinder sind immer aufgeregt und voller Freude mich zu sehen. Sie kommen oft angerannt, wollen mich umarmen und sind unglaublich glücklich. Das ist ein Gefühl voller Wärme, und Herzlichkeit und fühlt sich sehr schön an. Ich lerne nun langsam meine Umgebung kennen und die Umgebung lernt mich kennen und so werde ich mittlerweile schon bei meinem Namen gegrüßt, wenn ich zu meinen Shops und Gemüseverkäufern des Vertrauens gehe. Das gibt mir ein schönes Gefühl auch ein bisschen dazu zu gehören und akzeptiert und respektiert zu werden. Die Menschen signalisieren mir, dass ich hier willkommen bin.
Meine Arbeit
Wie schon erwähnt, arbeite ich in einem Projekt namens Somero Uganda, welches berufsbildende Kurse und Workshops in verschiedenen Themenbereichen für junge Frauen
und Männer anbietet. Viele junge Erwachsene haben durch finanzielle und familiäre Probleme keine Chance auf Bildung und somit Schwierigkeiten in der Berufswelt Fuß zu fassen. Viele Familien sind hier meist so groß, dass es die Eltern nicht leicht haben alle Kinder finanziell zu unterstützen. Damit diese Jugendlichen trotzdem die Chance haben ihr eigenes Geld zu verdienen und in Zukunft ein selbstbestimmtes Leben zu führen, unterstützt Somero Uganda sie bei der Förderung von Bildung und dem Schutz der Menschenrechte in ihren Communities. Es werden Kurse in der Schneiderei, Frisöse, Sekretariat und Computer und Design angeboten und zudem gibt es Bildungsprogramme die sich auf die Entwicklung von Lebenskonzepten und Gesundheitsförderung spezialisieren. Das Projekt ist wirklich wahnsinnig toll und es macht mir sehr viel Spaß jeden Tag Zeit mit so vielen engagierten jungen Menschen zu verbringen. In den ersten Wochen durfte ich mich erstmal etwas einleben und umgucken. Im Projekt ist immer sehr viel los und so lernte ich schnell alle Arbeitskollegen kennen und verbrachte Zeit in der Schneiderwerkstatt. Jeden Dienstag kommen junge Frauen aus der Umgebung zu Somero und es werden verschiedene Themen zusammen besprochen und gelehrt, zum Beispiel wie eine gesunde Ernährung auszusehen hat und warum es wichtig ist den Körper mit abwechslungsreichem Essen fit und gesund zu halten. Auch Themen wie die Auswirkung von Alkohol und Drogen kommen zur Sprache.
mit den Mädels
Bei einer Kursstunde mit Rashidah
Diese Kurse leitet Rashidah und nach zweimal zugucken durfte ich dann auch einmal eine Stunde leiten. Das hat echt Spaß gemacht, da die Kommunikation zu den Frauen wirklich gut funktioniert. In Uganda ist die Nationalsprache englisch und das liegt den meisten Einwohnern auch wirklich gut. Die einheimische Sprache ist jedoch Luganda, was ich auch probiere fleißig zu lernen, trotzdem wird man auch überall auf Englisch verstanden.
Allgemein gibt es in Uganda um die 40 verschiedenen Sprachen, die von Ort zu Ort variieren, wie ich auf dem Land feststellenkonnte. Denn nach meiner Ankunft in Kampala am Freitag (2.9.) ging es direkt am darauffolgenden Wochenende zu einer anderen Projektstelle von Somero nach Busia, einem Distrikt im östlichen Teil Ugandas, in der Nähe zur Grenze Kenias. Hier setzt sich Somero-Uganda vor allem für den Schutz von Kindern ein, indem es mit verschiedenen sozialen Einrichtungen, wie Schulen zusammenarbeitet. Wir waren insgesamt eine Woche in Busia und haben in der Zeit verschiedene Projekte mit Schulen geplant und umgesetzt. Dabei stand das Thema: „How to prevent violence against children? “im Vordergrund. Mehrere Schüler*innen von verschiedenen Schulen kamen hierfür zusammen, um einen privaten Austausch einzugehen und um sich zu bestimmten Fragen gegenseitig zu interviewen. Sie sollten ehrlich beantworten welche Schwächen und Stärken ihre Schule aufweist, sodass Somero in Kooperation mit den jeweiligen Bürgermeistern und Vorsitzenden der Distrikte zusammenherausarbeiten kann, was verändert werden muss damit diese Schulen zu einem noch sichereren Ort für Kinder werden. Denn noch zu häufig werden die Kinder physisch für Fehler bestraft, oder haben nicht genug Lernmaterialien zur Verfügung. Mir hat diese Arbeit in Busia wahnsinnig gut gefallen, denn ich hatte das Gefühl das es Möglichkeiten gibt für diese Kinder viel zu bewirken.
Bei der Arbeit mit einer Schulklasse in Busia
Auch der Einblick in das ländliche Leben Ugandas war spannend, denn es ist viel traditioneller und anders als der Lifestyle in der Stadt. Das Leben der Menschen ist sehr interessant, denn so versorgen die Einwohner sich und ihre Familie meist eigenständig von den Anbauten ihrer Farm, auf der Bananen, Bohnen, Kartoffeln oder Mais wächst. Manche haben auch ihr eigenes Vieh. So können sie sich und ihre Familien meist komplett von ihren eigenen Anbauten ernähren. Das finde ich sehr spannend. Doch natürlich gibt es auf dem Land auch viele Probleme wie mangelnde Infrastruktur, Stromversorgung und akute Armut. Die Familien sind meist um Einiges größer, manchmal bis zu zehn oder mehr Kinder, also größer als in der Stadt und so besuchen viele Kinder keine Schule, da sie zu weit entfernt ist oder es sich die Eltern nicht leisten können. Oft arbeiten die Kinder auch mit auf dem Feld um das Einkommen der Familie zu sichern. Die villages (Dörfer) zeigen auf jeden Fall noch große Entwicklungslücken auf und lassen sich somit schwer mit der großen Stadt Kampala vergleichen.
Wie dieser Stadt-Land-Vergleich zeigen soll, habe ich die Lebensrealitäten in Uganda bisher
als gegensätzlich wahrgenommen. In der Stadt wie auf dem Land gibt es viele arme Menschen. In der Stadt sehe ich aber auch riesige Villen, Shoppingcenter und Wohlstand.
Und es gibt Regionen, in denen die Grundversorgung (Bildung, Infrastruktur) nicht gut ist.
Auf dem Land scheinen eher Traditionen gepflegt zu werden als in der Stadt. Das zeigt: Was
ich berichte, ist immer nur ein Ausschnitt und meine Wahrnehmung – Uganda ist noch viel
mehr als das.
Zu guter Letzt wollte ich euch noch davon erzählen, was ich außerhalb meiner Arbeit so treibe. In Kampala gibt es wahnsinnig viele verschiedene Sachen die man besichtigen, erkunden oder erleben kann. Viele Sachen die ich zu Hause unternommen habe, konnte ich auch hier in Kampala wiederfinden. So habe ich nach und nach schöne Cafes besucht, mich bei einer Yoga Schule angemeldet und bin ins Kino oder Bars gegangen. Sonst gehe ich super gerne mit Rashidah spazieren, bummeln oder gucke mit ihr eine Serie auf luganda in ihrem Zimmer bei der ich kein Wort verstehe. Allgemein gehe ich alles sehr entspannt an und gewöhne und orintiere mich immernoch an mein Umfeld. Das Leben hier unterscheidet sich doch sehr stark von allem was ich bisher so erlebt habe und es braucht auch immer ein bisschen Zeit eine neue Routine zu entwickeln. Doch ich genieße es sehr diese neue und sogleich noch fremde Luft zu schnuppern und mich auf unterschiedliche Sachen einzulassen. Besonders da sich der ugandischen Lifestyle wirklich stark zum deutschen unterschiedet. Es erfordert viel mehr Geduld, Spontanität und Gelassenheit. Die Menschen lassen sich viel mehr Zeit, ändern in letzter Minute Pläne oder kommen mehrere Stunde zu spät zu Verabredungen. Daran muss man sich erstmal gewöhnen. Doch es ist auch super cool, da man oft total spontan irgendwo eingeladen wird, super schnell neue Leute kennenlernt und total viel erlebt. Alle sind super offen und interessiert und man kommt sehr schnell in Kontakt. Ich wurde beispielsweise von zwei Mädchen, die beide bei Somero Kurse besuchen, zu sich nach Hause eingeladen. Wir haben zusammen „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt und das klassisch ugandische Gericht Matoke und Beans (gekochte Banane und Bohnen) zusammen gegessen. Es ist für mich ein wahnsinnig tolles Gefühl in Familien eingeladen zu werden und das wahre Leben direkt mitzubekommen. So eine Gastfreundlichkeit habe ich selten erfahren.
Außerdem habe ich mich mit anderen deutschen Freiwilligen getroffen und wir haben zusammen das Nachtleben ausgetestet und sind auf ein Musikfestival gegangen. Dadurch, dass ich die einzige Freiwillige von meiner Organisation in Uganda bin tut es auch mal wieder ganz gut auf Deutsch zu quatschen und sich über seine Erfahrungen auszutauschen. Es ist sehr erleichternt zu hören, dass man nicht die einzige ist die manchmal mit sachen zu kämpfen hat und es ist auch cool ein paar tipps untereinander auszutauschen. Die anderen Freiwilligen sind meist zu zweit oder zu dritt in ihren Projekten und haben somit immer jemanden an den sie sich auf Deutsch wenden können, wenn sie mal ein Problem haben
Diesen Vorteil habe ich nicht, doch, wenn ich das hier gerade als Vorteil betitle, muss ich wiederum sagen das es auch viele Vorteile gibt alleine zu sein. Ich würde sagen, dass ich dadurch rückblickend schneller gelernt habe mich gegenüber Einheimisches zu öffnen und mit gewissen Situation auch alleine klarzukommen. Auch wenn die ersten Wochen nicht so einfach waren, kann ich mittlerweile sagen, dass ich wirklich gut angekommen bin und dass es mir wirklich einen riesen Spaß macht ein Teil dieser neuen Kultur kennenzulernen.
Das wars fürs erste! Ich hoffe euch hat dieser kleine Einblick gefallen und ihr werdet mich weiterhin auf meiner Reise des Frewilligendienstes begleiten. Dieser Rundbrief war über die ersten Erlebnisse und Eindrücke die ich in meiner Zeit in Kampala sammeln durfte. Bald werde ich euch wieder berichten und weitere Erfahrungen mit euch teilen!
Alles Liebe und bis Bald, Henrike