Rumänien: 3. Rundbrief von Lilly Probst
Rumänien
Lilly Probst
29.05.2023
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Liebe Familie, liebe Freund*innen, lieber Solidäritätskreis und Leser*innen!

schon wieder sind 3 Monate vorbei und ich melde mich zurück mit einem neuen Update und neuen Einblicken aus meiner Zeit hier in Petroșani, Rumänien.

Viel Spaß beim Lesen.

Mitte März habe ich Ramona sonntags nach Uricani, eine ca. 25 km entfernte Kleinstadt, in ein Waisenhaus begleitet, in dem ich schon im Rahmen des Weihnachtspäckchenkonvois war. Es ist eine kleine Tradition dort, dass die Kinder an ihren Geburtstagen eine Torte bekommen und so haben wir an diesem Tag einem 13-jährigen Mädchen, und natürlich auch den anderen Kindern, die alle von der Torte mitessen durften, eine kleine Freude gemacht. Ramona ist eine super liebe Frau, die früher bei der Caritas gearbeitet hat und deshalb immer eng mit den SoFiA- Freiwilligen in Kontakt stand. Daher bin auch ich mit ihr in Kontakt gekommen und begleite sie ab und an zu sozialen Projekten/ Aktionen, die sie ehrenamtlich unterstützt.

Am darauffolgenden Wochenende feierte meine Projektleiterin Alexandra ihren 30. Geburtstag in einer cabana (übersetzt ,,Hütte‘‘) in den Bergen mit dem Helping Hands– Team und einigen weiteren Freunden und Familienmitgliedern. Wir haben also freitags ausnahmsweise nur bis 12 Uhr gearbeitet und sind dann nachmittags mit dem Lift auf den Berg Parâng gefahren. Das Ferienhaus war super groß und schön und die Aussicht morgens aus dem Schlafzimmer war unschlagbar. Zum Glück lag noch ausreichend Schnee, sodass wir samstags Schlittenfahren konnten, was wie immer sehr viel Spaß gemacht hat.

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In der darauffolgenden Woche habe ich mir dann leider den kleinen Zeh verletzt bzw. gebrochen, ich weiß es nicht genau, und ein paar Tage später eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen, weshalb ich es die nächsten 2-3 Wochen etwas ruhiger angehen musste. Trotzdem konnte ich zumindest ein bisschen das Frühlingswetter mit Kaffee im Park genießen, das aber leider so schnell wieder weg war wie es gekommen ist. Eine gute Sache war aber, dass ein paar Wochen zu vor ein 5 to go, eine große rumänische Coffee-to-Go-Kette, bei uns eröffnet hat und es somit eeendlich auch hier ein Café bzw. Coffeeshop gibt, die vegane Milchalternativen anbieten.

Das war mal wieder einer der Momente in denen ich einfach glücklich war, dass die Sonne scheint und ich im Park sitze und einen Cappuccino mit Hafermilch trinken kann. Es sind wirklich die scheinbar kleinen Dinge im Leben! ?


Am 1. April- Wochenende stand dann in meinem Projekt ein Weiterbildungskurs zum Thema PECS an (PECS= Picture Exchange Communication System; eine besondere Form der Kommunikation für Menschen mit Autismus oder verwandten Entwicklungsstörungen). Da er natürlich auf Rumänisch gehalten wurde, hatte sich meine Motivation zunächst ehrlicherweise in Grenzen gehalten, da ich davon ausging in dieser Materie auf Rumänisch nicht viel zu verstehen. Ich wurde jedoch von meinen Sprachkenntnissen überrascht und so war es, auch wenn ich natürlich längst nicht alles verstand, auch für mich ein sehr lehrreicher und interessanter Kurs.

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Am Ende gabs sogar noch ein Zertifikat

Besuch über Ostern & eine Woche Ferien

Am darauffolgenden Freitag bekam ich dann über Ostern Besuch von meinen zwei Freunden Felix und Tim, worauf ich mich schon sehr gefreut hatte.

Da hier orthodoxes Ostern gefeiert wird, das eine Woche später ist als bei uns, hatte ich mir Montag und Dienstag freigekommen, sodass wir die paar Tage voll auskosten konnten. Samstags zeigte ich den beiden etwas die Stadt, wir gingen auf den Markt um die besten Mici (Ćevapčići) und Lángos der Stadt zu essen und fuhren nachmittags zur Peștera Bolii, einer Höhle, die nur 15 Autominuten von meiner Wohnung entfernt liegt und ich vorher selbst noch nicht kannte. Die Höhle war super schön und von umliegenden Hügeln hatte man super Aussichten auf die Berge und die ganze Natur.

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Mici

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Peștera Bolii

Da es in dieser Woche nochmal richtig kalt geworden war und es auch geschneit hatte fuhren wir am Ostersonntag zum Lift, der uns auf den Parâng brachte. Oben angekommen erwartete uns quasi ein Winter Wonderland. Wir liehen uns Schlitten aus und verbrachten einige schöne Stunden im Schnee.

Montags gingen wir nochmal zum Markt um Mici und Lángos zu essen, stöberten durch einige Secondhand Läden und gingen anschließend gemeinsam für eine Stunde in mein Projekt.

Dienstags hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen, was mich natürlich zuerst wieder etwas traurig stimmte, aber ich bin sehr froh, dass die beiden hierher kamen, um ein paar schöne Tage mit mir zu verbringen und ich ihnen etwas mein Leben hier zeigen konnte. ?

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Wie bereits erwähnt, wurde hier dann eine Woche später Ostern gefeiert und nachdem wir freitags noch im Projekt mit den Kindern Ostern gefeiert hatten, inklusive Eier färben, Basteln und Tanzen, hieß es dann auch für uns eine Woche Ferien.

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So konnte ich auch nach Cluj fahren, um mich dort mit den anderen Freiwilligen zu treffen, die ich beim Zwischenseminar im Februar kennengelernt hatte. Ich fuhr Montag morgens sehr früh mit dem Bus nach Cluj, wo die anderen fünf mich schon erwarteten. Wir hatten alle zusammen ein super cooles Airbnb mit Dachterrasse, wo wir morgens in der Sonne frühstücken konnten und verbrachten zwei tolle Tage zusammen. Wir waren im Botanischen Garten, der super schön ist, saßen in Cafés und spielten Karten und genossen das gute Wetter. Zwei der Gruppe mussten leider mittwochs schon wieder arbeiten, weshalb sie dienstagsabends bereits zurück nach Botoșani fahren mussten, sodass wir den Mittwoch nur noch zu viert verbrachten. Wir gingen mittwochsmorgens noch zum Feuerwehrturm (Turnul Pompierilor), von dem man von oben eine schöne Aussicht über die Stadt hatte.

Ich war nun ja schon mehrmals in Cluj und bin immer wieder super glücklich wenn ich dort bin, weil die Stadt mir einfach ein gutes Gefühl gibt und ich mich mittlerweile schon etwas auskenne und es auch einfach liebe in Cafés zu sitzen etc. Ich bin zwischendurch einfach froh, die Vorteile und Möglichkeiten einer Großsstadt für ein paar Tage genießen zu können, da es diese hier in Petroșani leider nicht so gibt.

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unsere Dachterasse

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Botanischer Garten

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Spiegeldach des Feuerwehrturms

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schöne Aussicht vom Turnul Pompierilor

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die Cluj-Crew <3

Mittwochsnachmittags fuhr ich dann mit den drei Freiwilligen aus Bukarest (Linus, Helena und Franzi) zurück nach Petroșani, um ihnen auch noch ,,meine‘‘ kleine Stadt zu zeigen. Donnerstags machten wir etwas die Secondhand-Läden, von denen es hier super viele gibt, unsicher. Da die Läden samstags meist neue Kleidung geliefert bekommen, gibt es donnerstags/freitags oft Sonderangebote wie 50% auf Alles oder Alles für 5 Lei (5 Lei = 1€), sodass wir einige Schnäppchen machen konnten, wodurch das Shoppen natürlich noch mehr Spaß macht.

Freitagsmittags fuhren die Drei dann aber auch zurück nach Bukarest und ich nutzte das Wochenende dann um nach Wochen mal wieder ins Fitnessstudio zu gehen, meine Wohnung in Ordnung zu bringen und viel Schlaf nachzuholen.

Zum 1. Mal nach Bukarest

Eine Woche später ging es dann quasi schon auf die nächste Reise, und zwar nach Bukarest. ?

Als wir in Cluj waren kamen wir auf den 1. Mai zu sprechen und die anderen meinte, dass das hier auch ein Feiertag sei. Also hatte ich sofort meiner Projektleiterin geschrieben, ob wir an dem Tag auch frei haben, weil es hier nicht immer so ist, dass an Feiertagen automatisch jeder frei hat. Zu meiner Freude war es diesmal aber der Fall und da der 1. Mai ja auf einen Montag fiel und somit langes Wochenende war beschlossen wir sofort, dass ich dann nach Bukarest fahren würde.

Man fährt mit dem Bus oder Zug leider mindestens 6-7 Stunden, weshalb es sich für mich über ein normales Wochenende nicht lohnen würde dort hinzufahren. Ein paar Tage später buchte ich also mein Zugticket und die Vorfreude stieg. Die Züge nach Bukarest sind immer super voll, deshalb sollte man, besonders wenn man mit dem Nachtzug fährt und einen Schlafplatz haben will, einige Tage vorher das Ticket buchen.

In den Nachtzügen gibt es Sitz-, Liege- und Schlafwagen. Es gibt private oder 2er- bzw. 3er- Schlafwagen, die mit Betten ausgestattet sind und eben die Liegewagen in deren Abteilen 4-6 Personen liegen können (rumänisch: cușetă). Diese sind eigentlich mit Sitzen ausgestattet, werden aber abends zu einfachen Betten umgeklappt, sodass man auch darauf schlafen kann und sind dementsprechend günstiger als die kleineren Schlafwagen. Ich hatte mir sowohl bei meiner Hinreise hierher im Sommer, als auch diesmal nach Bukarest einen Platz in einem 4er Abteil gebucht.

Freitagabends um 23 Uhr stieg ich also in den Nachtzug und kam am nächsten Morgen gegen 6 Uhr in Bukarest am Nordbahnhof an. Erholsam war die Nacht zwar nicht wirklich, weil die Züge und Gleise hier teilweise recht alt sind und es dementsprechend oft ordentlich wackelt und auch laut ist, aber da ich bei meinen Freundinnen Franzi und Helena in der Wohnung übernachten konnte, konnte ich morgens noch 1-2 Stunden schlafen, bevor es dann auf Bukarest- Erkundungstour ging.

Auch wenn ich eigentlich keine niedrigen Erwartungen hatte wurde ich trotzdem sehr positiv überrascht von der Stadt und ihrem Flair, was aber sicher auch daran lag, dass es super warm und sonnig war und sich fast nach Sommer angefühlt hat.

Unseren ersten Stop machten wir bei einem besonderen Buchladen, der auf jeden Fall in diesen Rundbrief gehört!

Cărturești ist eine rumänische Kette, die mehrere Filialen in Bukarest, aber auch in einigen anderen Städten in Rumänien hat (was ich vorher allerdings nicht wusste?). Die Buchhandlungen, zumindest die in Bukarest, sind super groß und besonders eingerichtet und definitiv nicht vergleichbar mit welchen die man so aus Deutschland kennt. Im Cărturești Verona waren wir als erstes und ich war sofort schockverliebt! Da der Laden über drei Etagen geht und es wirklich viele englische Bücher und sogar eine kleine Auswahl an deutschen Büchern gibt, hielten wir uns ohne es überhaupt zu merken sicher über eine Stunde dort auf und hätten jeder am liebsten 10 Bücher gekauft, am Ende entschied ich mich aber für zwei. Der Trip fing ja immerhin erst an?.

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Cărturești Verona

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Anschließend schlenderten wir durch die Stadt, vorbei am Athenäum (Ateneul Român) und anderen Sehenswürdigkeiten, über einen Flohmarkt und landeten schließlich im nächsten Cărturești, der allerdings nur englische Bücher hatte und dementsprechend deutlich kleiner war.

Man muss definitiv sagen, dass die Preise in Bukarest weit über denen liegen, die ich hier aus Petrosani gewohnt bin, was aber natürlich bei einer Groß- und der Hauptstadt auch zu erwarten ist.

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Athenäum (Ateneul Român)

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Sonntags haben wir uns dann mit Amelie zum Brunchen getroffen, die auch bei unserem Zwischenseminar dabei war und ebenfalls ihr Projekt in Bukarest hat. Danach waren wir im Parcul Regele Mihai I al României, der direkt beim Triumphbogen ist und an einem großen See liegt und haben dort am See etwas in der Sonne entspannt.

Der nächste Stop der Touri-Tour war dann der Parlamentsparlast (Palatul Parlamentului), der übrigens flächenmäßig das zweitgrößte Gebäude der Welt ist. Anschließend ging es dann zu Franzis und Helenas Lieblingsdönerladen Efendi Doner, wo ich definitiv den besten Döner bzw. Dürüm meines Lebens gegessen habe! Am späteren Abend als es schon dunkel war sind wir dann noch zu den Fontänen gegangen, die in der Straße des Parlamentspalasts sind und jeden Abend in anderen Farben beleuchtet werden.

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Triumphbogen

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Efendi-Döner!

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Fontänen bei Nacht

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Parlamentspalast

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Am nächsten Tag bin ich dann gegen 16 Uhr mit dem Zug zurück nach Petroșani gefahren, wo ich dann wegen Verspätungen erst gegen 1 Uhr nachts ankam. Dementsprechend war ich dann die folgenden Tage auf der Arbeit etwas müde, aber es hat sich mehr als gelohnt, denn die Tage in Bukarest mit Franzi und Helena waren einfach wunderschön und ich freue mich jetzt schon drauf Ende Juni wieder hinzufahren, denn dann geht es mit den beiden dort auf ein großes Festival, für das wir uns als ich dort war spontan Tickets gekauft haben. ?

Bis zum nächsten Mal

Auch wenn ihr den Rundbrief erst in ein paar Wochen lesen werdet, beende ich ihn jetzt an dieser Stelle und bedanke mich bei allen, die ihn bis hierher gelesen haben und mich immer noch oder weiterhin auf meinem Freiwilligendienst begleiten!

Ich hoffe euch hat dieser weitere Einblick in meine Zeit hier gefallen. Danke und bis zum nächsten Mal. <3

La revedere!

P.S. es lohnt sich wirklich, auch mal Städte wie Bukarest oder Cluj für einen Städte-Trip im Hinterkopf zu haben!!