Es ist Nachmittag, ich sitze in einem Sesel auf meiner Terrasse, die Sonne wärmt angenehm und strahlt mir ins Gesicht. Ich habe eine Tasse Kaffee in meiner Hand und schwelge in den Erinnerungen der letzten Wochen und Monate und vor meinem inneren Auge spielen sich die Hoch- und Tiefpunkte meines bisherigen Freiwilligendienst ab. Mittlerweile bin ich ein halbes Jahr in Ruanda, die Hälfte ist geschafft und ich habe mich mit der Zeit immer mehr und besser hier vor Ort eingefunden.
Wenn ich über all das Vergangene nachdenke, fällt mir ein, dass ja mein Rundbrief langsam wieder fällig wird. Früher hätte mich das gestresst, so eine große Arbeit vor Augen zu haben, doch mittlerweile nehme ich das Leben und all das, was so dazu gehört, viel entspannter. Frei nach dem Motto „wird schon werden“ oder „irgendwie geht’s immer“, geh ich alles an und es scheint zu funktionieren. Ich habe das Gefühl, dass die Leute hier viel entspannter mit allem umgehen und vieles gelassener sehen als ich, der aus dem von Stress und Produktivitätswahn geprägten Deutschland kommt und gerne in jeder freien Sekunde beschäftigt ist, bzw. mittlerweile war. Ich kämpfe zwar immer noch mit der vielen freien Zeit und mein inneres deutsches Ich, lässt mich nicht los und wird mich auch nie loslassen, dennoch komme ich immer besser mit einem weniger strengen Zeitplan klar und habe gelernt, alles einfach entspannter anzugehen. Mittlerweile freue ich mich, wenn mal weniger los ist, denn dann bleibt mehr Zeit, um was mit meinen Freunden zu unternehmen, ein gutes Buch zu lesen oder einfach zu entspannen.
So, jetzt aber genug ausgeruht und an die Arbeit, denn es gibt einiges zu berichten.
Kapitel 1: Anpassung vor Ort
Nach den schwierigen und teilweise sehr harten ersten drei Monaten sollte die kommende Zeit von mehr Positivem geprägt sein, jedoch auch nicht ganz sorglos verlaufen. Mit der Zeit fand ich mich immer mehr in meinem Projekt und meiner Arbeit zurecht, verstand viel mehr die Abläufe und Strukturen, war aber immer noch nicht ganz so happy mit meinen Einsatzfeldern. Meine Aufgabe beschränkt sich immer noch hauptsächlich auf Korrekturarbeiten, die mal ganz nett sind, aber die ich auf Dauer auch nicht täglich brauche. Folglich probierte ich ein wenig mehr zu machen und selber mehr Nachhilfe in den Freistunden der Schüler zu geben, was auch eigentlich in den meisten Fällen gut funktionierte.
Ich schaute auch einmal im Healthcenter vorbei, um dort vielleicht ein wenig zu unterstützen, doch auch dort war nur sehr wenig zu tun und wenn es was gab, dann auch nur Büroarbeit und davon hatte ich in der Schule schon genug. Die Nutzlosigkeit und der für mich fehlende Sinn und die Abwechslung in den vorhandenen Aufgabenbereichen machten mir zwischenzeitlich sehr zu schaffen, denn ich wollte, wenn ich schonmal da bin, nicht nur auf der faulen Haut herumliegen, sondern auch mein Bestes geben und mich so gut wie möglich sinnvoll einbringen. Jedoch sah ich da leider wenig Perspektive für eine vielseitige Arbeit. Mit der Zeit akzeptierte ich dann aber immer mehr, dass ein Freiwilligendienst nicht nur die Arbeit ist, sondern auch viel mehr das, was mit den Menschen außenherum passiert und dass dies das eigentlich Wichtige für mich ist. Kontakte knüpfen, Menschen kennenlernen und kultureller Austausch, dort sah ich eher einen Mehrwert als in teilweise stumpfsinniger Arbeit. Diese Einstellung half mir, mich besser vor Ort zurechtzufinden, Fuß zu fassen und wertzuschätzen, was ich hier in diesen Auslandsjahr erleben kann. Eines dieser Erlebnisse war das 25-jährige Jubiläum meiner Schule, das groß gefeiert werden sollte.
Kapitel 2: Das Jubiläum
Schon Wochen im Voraus war das Jubiläum das bestimmende Thema an der Schule. Ob Schüler oder Lehrer, jeder sprach die ganze Zeit von diesem großartigen Ereignis, das bald stattfinden sollte. Eine Woche davor begannen dann die großen Vorbereitungen und die ganze Schule wurde mal so richtig auf Vordermann gebracht. Überall wuselten Schüler herum, strichen die Wände, putzten das ganze Gelände, erneuerten die Fußwege und bauten die Festzeltgarnituren auf, sodass alles am Ende wie aus dem Ei gepellt aussah. Und dann war der Tag X gekommen, der Tag, auf den alle hingefiebert hatten. Ich warf mich morgens in Schale und machte mich fertig und dankte meinem Vergangenheits-Ich, dass ich auch etwas Besseres zum Anziehen mitgenommen hatte, denn hier wird viel Wert auf saubere und ordentliche Kleidung gelegt. Als ich dann morgens an der Schule ankam, waren alle schon da und erwarteten gespannt die Ankunft des Bischhofs, der den Eingangsgottesdienst leiten sollte. Als dieser dann da war und mit zahlreichen Priestern prozessionsähnlich auf dem Gelände eingezogen war, konnte das Spektakel beginnen. In ruandischer Manier war der Gottesdienst überaus lebendig und lang, doch auch an die Länge von über 2 Stunden habe ich mich mittlerweile gewöhnt.
Als dieser dann vorbei war, ging es jedoch noch nicht vom Schulgelände, denn so wie es Sitte und Brauch hier ist, wurden zahlreiche Reden und Ansprachen gehalten, die auch alle ihre Länge hatten. Da diese in der Landessprache Kinyarwanda gehalten wurden und ich bis auf die Vokabeln für den Alltag noch nicht viel kann, verstand ich logischerweise nicht so viel, war aber trotzdem dankbar, diese Festlichkeiten und Form von Kultur miterleben zu können. Zum Glück waren es dann doch nicht nur Reden, sondern auch traditionelle Tanz- und Musikvorführungen, die dem Ganzen ein wenig Schwung verliehen. Als dieser Teil dann auch beendet war, wurden noch viele Fotos gemacht, wo ich auch die Möglichkeit hatte, mit dem Bischof zu reden, der witzigerweise Deutsch sprach und mich einlud, ihn mal zu besuchen. Wer weiß, vielleicht klappt es ja. Zum Abschlussteil ging es dann in die Gemeindehalle, wo zusammen vorzüglich gegessen und getrunken wurde, bevor ein weiterer Teil von Reden und Tanzvorführungen folgte. Irgendwann stiegen dann die Leute mit in den Tanz ein und so tanzten Schüler, Lehrer Priester und ich zusammen und ich genoss diesen sorglosen und wunderschönen Augenblick. Als die ganze Veranstaltung sich dann dem Ende näherte, wurden wieder unzählige Bilder geschossen mit gefühlt wirklich jeder Person, die vor Ort war, was hier auch irgendwie zu den Feiern dazugehört. Mit unzähligen Bildern und positiven Erinnerungen ging dann dieser Tag, den ich als einen meiner besten dieses Freiwilligendienstes zähle, zu Ende.
Traditionelle Tänzerinnen
Einblick auf das Festgelände
Alphonse und ich, schick wie eh und je, nach den Festlichkeiten
Kapitel 3: Event um Event
Dieses wunderbare Ereignis machte mir Mut und ließ mich die Probleme auf der Arbeit ein bisschen vergessen. Zum Glück folgten noch weitere Ereignisse, die meinen unspektakulären und nicht gerade befriedigenden Job ein wenig aushaltbarer machten. Schon am Wochenende nach dem Jubiläum besuchten mich meine Freunde und wir gingen gemeinsam zum Markt und danach zu mir ins Haus. Hört sich zwar erst mal nicht so bedeutend an, war es aber, da meine Freunde das Schulgelände eigentlich nicht verlassen dürfen, weil es sich bei der Schule um ein Internat handelt. Da ich jedoch als „Begleitperson“ zähle, konnte ich ihnen eine Erlaubnis besorgen mit mir kommen zu dürfen und so hatten wir einen sehr schönen Tag zusammen. Wir besorgten uns etwas zu essen und zu trinken und machten es uns dann bei mir auf der Couch gemütlich, wo wir miteinander Musik hörten und dazu völlig schief und scheps sangen.
Dieser Tag hat mir noch mal gezeigt, was für ein Glück ich hatte, meine drei Jungs gefunden zu haben und dass wir in dieser kurzen Zeit schon zu engen Freunden geworden sind. Am gleichen Abend fand sogar noch die Talentshow der Schule statt, wo die Schüler ihr Talent im Singen, Tanzen und Modeln zur Schau stellten. Das Ganze war auch ein großes Spektakel, da die Schüler bei jeder Performance wirklich alles gaben, sodass die Menge bei den meisten Acts tobte. Ein weiteres Highlight ließ nicht lange auf sich warten, denn Anfang Dezember war das „Move Africa“- Event in Kigali. Diese Veranstaltung ist ein Musikevent, das immer in verschiedenen Ländern Afrikas stattfindet und wo lokale Sänger und Künstler auftreten. Dazu gibt es immer einen internationalen Star, der den Hauptact dieses Events spielt, in meinem Fall der amerikanischen Rapper, 17-fache Grammy Gewinner und absolute Weltstar Kendrick Lamar. Als ich hörte, dass er an diesem Event spielen wird, wurden in null Komma nichts die Karten gekauft, denn so eine Gelegenheit lässt man sich natürlich nicht entgehen. So ging es dann voller Vorfreude nach Kigali und ich wurde nicht enttäuscht. Erst spielten diverse lokale Künstler, die ich mittlerweile auch alle kenne, da die gängigen „Afrobeats“ hier in Bars und Clubs auf Dauerschleife laufen. Ich kannte diese Musikrichtung zuvor noch gar nicht und mittlerweile kann ich mir meine Musik gar nicht mehr ohne diese rhythmischen und schwungvollen Lieder vorstellen, die einem immer gute Laune und Lust aufs Tanzen machen.
Nachdem dann die Künstler ihre Songs gespielt hatten, passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte, denn plötzlich stand Ruandas Präsident, Paul Kagame, auf der Bühne und fing an eine Rede über die Zukunft Ruandas und Afrikas zu halten. Als die Menge ihn sah, stieg der Geräuschpegel um das 20-fache und das ganze Stadion jubelte ihm zu und feuerte ihn an. Er wurde gefeiert wie ein absoluter Megastar und wirklich alle Ruander waren komplett am Ausrasten. Diese „Verehrung“ von Politikern kennt man ja aus Deutschland eher weniger und es war faszinierend zu sehen, wie der Präsident hier auftritt und auch von den Menschen wahrgenommen wird, nämlich wie der größte Star. Das Konzert war bis dahin schon ein voller Erfolg gewesen und als Kendrick Lamar dann auftrat und eine atemberaubende Performance darbot, war das noch mal die Kirsche auf der Sahnetorte. Es war eine einzigartige Erfahrung, das alles hier miterleben zu dürfen und war ebenfalls einer der coolsten und aufregendsten Tage in meinem bisherigen Freiwilligendienst.
Auch kleinere Ereignisse wie die Geburtstagsfeier der dreijährigen Tochter des Englischlehrers oder den „Teachers Day“ genieße ich immer sehr und freue mich, dass ich das alles erleben darf. Am Ende des Schuljahres gab es dann doch mal was zu tun, denn in den letzten 2 Wochen vor den Ferien ist immer Examenszeit, wo ich mithalf die Examina auszuteilen, die Blätter zu stempeln und natürlich zu korrigieren. Letzteres wurde gegen Ende echt viel, da jeder der 1000 Schüler das Englischexamen schreibt und die Korrekturen bis zu einem gewissen Datum fertig sein mussten. So saß ich dann zusammen mit den anderen Lehrern bis abends in der Schule, um alles noch rechtzeitig fertigzubekommen, was uns auch gelang, aber echt viel Zeit und Nerven kostete. Zum Glück waren danach Weihnachtsferien und so konnte ich erst mal die nächsten Tage relaxen. Kurz vor Weihnachten besuchte ich meinen Freund Armand bei sich im Dorf, da es nur eine gute halbe Stunde mit dem Motorrad-Taxi entfernt ist und er mir seine Familie vorstellen wollte. Mit ihm und seinem Bruder schlenderten wir erst durchs Dorf, bevor ich dann seine Mutter kennenlernte. Dieser kleine Tagestrip war nicht nur sehr schön, sondern führte mir vor Augen, was für Verbindungen ich geknüpft hatte und wie gut ich mich hier eingelebt habe.
Meine Jungs und Ich bei mir im Haus
Ruandas Präsident Paul Kagame während seiner Rede
Kendrick Lamars Auftritt
Kapitel 4: Weihnachtszeit und Weihnachten
Wie jedes Jahr war ab Dezember natürlich Weihnachtszeit angesagt und ich probierte auch ein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen, was aber nicht ganz so gut gelang, denn seit Ende November ist wieder Trockenzeit und bei Temperaturen um die 30 Grad denkt man gar nicht erst dran, sich in eine dicke Jacke einzukuscheln und dabei heißen Glühwein zu trinken. Auch der Versuch, mein Haus voller Weihnachtsdeko zu hängen, während Weihnachtsmusik im Hintergrund lief, schlug gänzlich fehl. Titel wie „Leise rieselt der Schnee“ oder „Snowman“ passen einfach nicht ganz, während man schwitzend im Tanktop Schneeflocken an die Fenster klebt und sich zwischendurch fragt: „Was mach ich hier eigentlich“? Folglich hielt sich die weihnachtlich-besinnliche Stimmung in Grenzen und ich genoss lieber ein wenig die Sonne, denn das werde ich sicherlich in Deutschland vermissen, mitten im Dezember ein wenig braun (in meinem Fall ja eher rot) zu werden und sich das Gesicht von der Sonne wärmen zu lassen.
Natürlich war nicht nur die Weihnachtszeit etwas total anderes, sondern auch das Weihnachtsfest, das ich das erste Mal in meinem Leben ohne meine Familie verbracht habe. Alles war dieses Jahr einfach anderes, aber genau das wollte ich ja auch von meinem Freiwilligendienst. Um wirklich mal „ruandisches Weihnachten“ zu erleben, entschied ich mich dagegen mit anderen Freiwilligen Heiligabend zu verbringen und blieb hier, um mit den Priestern und Nonnen der Gemeinde zu feiern. Den Anfang machte ein drei-stündiger Gottesdienst, sicherlich der längste, in dem ich je war und je sein werde, welcher trotz seiner Länge echt schön war und dem Abend auch eine besinnliche und andächtige Stimmung verlieh. Danach ging es zur Gemeinde, wo zusammen gefeiert wurde. Es gab klassisches ruandisches Festessen, das meist aus Fleisch, Kartoffeln, Reis, Suppe und Bohnen besteht, dazu noch ein kleines Weinchen und natürlich viele Reden. Hier ist es Brauch, dass jede anwesende Person sich vorstellt und ein paar nette Worte sagt und sich bedankt für den Anlass, das Essen etc., was wie immer seine Zeit braucht, aber irgendwie dazugehört. Danach wurde noch ein wenig zusammen gesungen und getanzt, wobei der eine Priester auch deutsche Weihnachtslieder laufen ließ, sodass es sich immerhin ein wenig heimisch angefühlt hat. Dieses nette Miteinander und dass ich so herzlich aufgenommen wurde, hat sich sehr schön angefühlt und ich bin sehr dankbar, das alles miterleben zu dürfen.
An Deko hat es nicht gefehlt, nur an der Stimmung
Der kleine Weihnachtsbaum an der Gemeinde
Einblick ins Weihnachtsbuffet
Kapitel 5: Ab nach Tansania
Schon seit Längerem war ich am Planen, was ich in der restlichen Zeit der Schulferien machen sollte und so entschloss ich mich, nach Weihnachten für ein wenig Urlaub und mein anschließendes Zwischenseminar nach Tansania zu begeben. Aus Kostengründen buchten meine Mitfreiwilligen und ich den Bus von Ruanda nach Dar-Es-Salaam und begaben uns Ende Dezember auf große Reise, was sich am Ende als echter Horrortrip für mich herausstellte. Denn das Ganze war keine mehrstündige Busreise, sondern ein 3-tägiges Unterfangen, das echt richtig Kraft und Nerven kostete. Mit meiner Größe und folglich mangelnder Beinfreiheit, in teils komplett überfüllten Bussen für mehrere Tage „eingesperrt“ zu sein, macht alles andere als Spaß und bereitet nette Knieprobleme.
Für mich war danach klar, das mach ich nicht noch mal. Als es dann endlich vorbei war und wir an der tansanischen Küste angekommen waren, wurde die Aussicht auf die kommenden Tage deutlich besser, denn vor der Küste lag unser Endziel, die Trauminsel Sansibar. Unser Sansibar-Rundtrip startete in Stonetown, der geschichtsträchtigen Hauptstadt der Insel, wo wir durch die malerischen Gässchen der Altstadt schlenderten, den Strand genossen und einen Ausflug zu einer Riesenschildkröteninsel machten. Danach ging es schon weiter in den Norden der Insel, nach Kendwa, wo das Urlaubsfeeling so richtig einsetze. Durch die weißen Sandstrände, den türkis-blauen Indische Ozean und Palmen soweit das Auge reicht hatte alles ein paradiesisches Flair, das nur so zum Entspannen einlud. So verbrachten wir den Großteil unserer Zeit am Strand und ließen einfach mal die Seele baumeln. Wir waren jedoch nicht nur zum Entspannen hergekommen, sondern natürlich auch, um hier Silvester zu erleben, was wir auf einer riesigen Strandparty, inklusive großem Feuerwerk, machten und wie es sich gehört, bis zum Morgengrauen den Start ins neue Jahr feierten.
Am nächsten Tag war aber nicht allzu lange schlafen angesagt, den witzigerweise war Familie Wiegräfe, Teil meiner schwäbischen Verwandtschaft, zur gleichen Zeit auf Sansibar und da muss man sich natürlich sehen, wenn man schonmal die Möglichkeit hat. So trafen wir uns in einem netten Restaurant am Strand und verbrachten einen wundervollen Nachmittag zusammen. Der letzte Stopp der Reise war Paje im Südosten der Insel, wo wir auch hauptsächlich am Strand waren, da man das hier in Ruanda nicht so schnell bekommt und wir daher die Möglichkeit umso mehr ausnutzen mussten. Von Sansibar ging es dann wieder mit der Fähre nach Dar- Es-Salaam, wo wir uns nur ein wenig die Stadt anschauten und ein wenig den Trubel und das Gewusel genossen. Nach so viel Relaxen braucht man einfach wieder ein wenig Abenteuer. Das Abenteuer sollte auch direkt weitergehen, denn von Dar-Es-Salaam aus fuhren wir nach Arusha, die größte Stadt in der Nähe des Kilimanjaro und Ausgangspunkt zahlreicher Safaris. Leider blieb uns die Aussicht auf den höchsten Berg Afrikas aufgrund der vielen Wolken verwehrt, dennoch hatten wir eine gute Zeit dort, in der wir einen Ausflug zu einem Wasserfall machten und uns das Stadtleben anschauten. Meine Mitreisenden mussten dann zurück nach Ruanda, um wieder zu arbeiten und ich war noch einen Tag alleine und so beschloss ich, eine eintägige Safari in den Tarangire-Nationalpark zu machen. Ich war total begeistert von der total neuen Tier- und Pflanzenwelt und hätte am liebsten noch weiter Safari gemacht, aber ich musste zu meinem Zwischenseminar zurück nach Dar-Es-Salaam. So muss ich das wohl auf ein anderes Mal verschieben.
Schon seit Beginn meines Freiwilligendienstes habe ich mich auf dieses Treffen gefreut, da der Austausch mit anderen Freiwilligen für mich sehr wichtig und hilfreich ist und es wurde nur noch besser, denn on top zu den sehr netten Freiwilligen, die ich dort kennengelernt habe, hatten wir ein phänomenales „Seminarhaus“. Ein Hotel direkt am Strand, inklusive Pool und dazu noch echt gutem Essen à la „all you can eat“ gab dem schon sehr schönen Seminar noch mal das kleine Bisschen extra dazu. Des Weiteren war es auch einfach schön, bekannte Gesichter zu erblicken. Mit Lisa, der einzigen Freiwilligen meiner Organisation in Afrika, verbrachte ich unglaublich viel Zeit und wir kamen aus dem Quatschen kaum noch raus. Es gibt halt einiges auszutauschen und zu berichten, wenn man sich ein halbes Jahr nicht gesehen hat. Ich war echt super dankbar und froh sie gesehen zu haben und hatte dadurch echt ein richtig schönes und lehrreiches Seminar. Dass das Seminar so gut lief, war aber auch einem anderen bekannten Gesicht zu verdanken, nämlich Sybille, der Veranstalterin des Seminares, die schon einen intensiven Teil meiner Vorbereitung übernommen hatte und durch ihre Expertise im Bereich der Freiwilligendienste und ihre einzigartige wundervolle Weise mir echt richtig weitergeholfen hat. Die sieben Tage des Seminares vergingen wie im Flug und so hieß es dann mit schwerem Herzen und einmaligen Erinnerungen Abschied nehmen vom Urlaub und es ging wieder zurück nach Ruanda. Diesmal glücklicherweise mit dem Flugzeug, einmal Busreise ist Abenteuer genug. Und dann hieß es wieder Einleben in Ruanda.
Die Skyline von Dar-Es-Salaam
Paradiesische Momente auf Sansibar
Unterwegs im Nationalpark
Kapitel 6: Erstmal wieder ankommen
Das Einleben war gar nicht mal so einfach, denn nach einer längeren Zeit voller Freiheit und Sorglosigkeit wieder in den dagegen langweiligen Arbeitsalltag einzusteigen, ist eine enorme Umstellung. Dazu wieder das gleiche Essen, die gleichen Aufgaben und das Gefühl der Eingeschränktheit machten das Ganze auch nicht besser. Folglich war die erste Woche nach dem Urlaub ziemlich hart und mir ging es sehr bescheiden. Mit der Zeit besserte sich die Situation aber, und ich ließ mich wieder auf das Leben hier vor Ort ein und probierte mich hier wieder einzufinden, was von Tag zu Tag immer besser lief. Auch wenn das Projekt immer noch nicht viel Beschäftigung bietet, finde ich genug Beschäftigung außerhalb der Arbeitszeiten und komme mit der anfänglich zu vielen Freizeit deutlich besser klar. Vor allem da ich mich für den Medizinertest dieses Jahres beworben habe und folglich jede freie Sekunde gebrauchen kann, um mich bestmöglich vorzubereiten, beschwere ich mich nicht mehr über weniger Arbeit am Projekt. Es ist natürlich nicht das, was ich mir vor Beginn meines Freiwilligendienstes vorgestellt habe, aber ich habe meinen Weg gefunden, mit dem ich hier am besten zurechtkomme und kann so trotz der gewissermaßen unerwarteten und ungewohnten Situation eine gute Zeit haben.
Es hat lange gedauert für diese Erkenntnis, aber ich habe für mich gelernt, dass ich meinen Mehrwert eben nicht aus der Arbeit ziehen muss, sondern aus den Begegnungen und den teils auch nur kleinen Erlebnissen. Denn die Möglichkeit, dass ich überhaupt hier sein darf, um dieses Land mit seiner Kultur mitzuerleben, ist einzigartig und auch wenn es nicht immer einfach ist, sollte man jeden Moment genießen und aufsaugen, denn so schnell erlebt man so etwas nicht wieder. Alles sind Erinnerungen, die immer ein Teil von mir sein werden und die ich nie vergessen werde.
Jetzt heißt es positiv auf die zweite Hälfte blicken und das Beste aus dem zu machen, was kommt. Denn irgendwie ist es jetzt doch gar nicht mehr so lange…
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Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit und bis bald
Liebe Grüße
Jonathan