Liebe Leserinnen und Leser, ich bin jetzt schon seit zweieinhalb Monaten in Ruanda und es ist bis jetzt schon so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll - deshalb fange ich einfach mit dem Start meines eigentlichen Freiwilligendienstes an:
Ich bin am Freitag, 2. August in Frankfurt zusammen mit Laurenz, einem weiteren Freiwilligen, ins Flugzeug gestiegen und nach 12 Stunden Flug mit Zwischenstopp in Doha/Katar am Samstag endlich in Kigali gelandet. Ein Taxi brachte uns zu unserer Unterkunft in Gikondo (ein Stadtteil von Kigali) und gleich sonntags haben Laurenz und ich unsere erste Erkundungstour durch Kigali gestartet. Wir sind zu Fuß zu einer Carfree-Zone gelaufen, das ist eine Art verkehrsfreie Fußgängerzone mit vielen Restaurants. In einem kleinen Restaurant haben wir lecker ruandisch gegessen und gleich noch einen netten Kellner als Stadtführer kennengelernt, der uns die Carfree-Zone in downtown zeigte, die wir eigentlich sehen wollten.
Die Entfernungen in Kigali haben wir dabei sehr unterschätzt, da die Stadt auf einigen Bergen erbaut wurde. Es hieß also immer bergauf und bergab laufen.
Unsere erste Woche startete mit dem Sprachkurs: Lehrer Eli, ein Einheimischer, brachte uns die Basics in Kinyarwanda, der ruandischen Landessprache, bei. Gleich in dieser ersten Woche habe ich mir dann auch das erste und bis jetzt (toi toi toi) auch das letzte Mal den Magen verdorben.
Davon abgesehen war es eine sehr aufregende erste Woche mit vielen neuen Eindrücken: Nach dem Sprachkurs hat uns mein Vorfreiwilliger nachmittags herumgeführt und verschiedenen Spots und Restaurants in Kigali gezeigt. Am darauffolgenden Wochenende lernten wir weitere Vorfreiwillige beim Quad fahren kennen.
In der folgenden Woche fand noch ein Seminar in der Jumelage, dem Partnerschaftsbüro von Rheinland-Pfalz und Ruanda statt, in dem wir neben vielen wichtigen Informationen zu Land und Leuten auch noch zwei weitere Freiwillige kennenlernten, sowie mittwochs zum ersten Mal meine Mentorin von meinem Projekt in Muhanga, sodass ich mich mit ihr über meine Aufgaben und Unterbringung austauschen konnte. Im Seminar lernten wir die prägenden Ereignisse in der Geschichte Ruandas kennen, die zu einigen Dos und Don'ts führen, die man wissen sollte, wenn man in Ruanda ist. Deshalb waren wir am Donnerstag auch im Genozid Memorial, einer Gedenkstätte zum Genozid vor 30 Jahren. Es war sehr interessant, aber auch sehr hart, all das zu sehen. Vor allem die Erfahrungsberichte und Schicksale, besonders von Kindern, waren sehr berührend. (Falls ihr euch für die Geschichte Ruandas interessiert, findet ihr einiges dazu im Internet.) Am Freitag haben wir dann noch vier weitere Freiwillige bei der Esperance, dem Arbeitsplatz unseres Seminarleiters, kennengelernt.
Kimironko Market in Kigali
Erkundungstour durch Kigali zusammen mit Laurenz
Sonntags bin ich dann das erste Mal nach Muhanga gefahren. Dort werde ich das nächste Jahr in einem Kloster wohnen und in der Schule helfen. Zunächst habe ich alle Schwestern kennengelernt und mein Zimmer bezogen. Ich wurde super nett im Konvent empfangen und habe sogar ein Zimmer mit eigenem Bad bekommen. Das Zimmer geht vom Hof ab, sodass ich auch meinen Freiraum habe.
In der darauffolgenden Woche war im Konvent eine Betwoche in Kinyarwanda. Da ich nicht wirklich viel verstanden haben, bin ich wieder zurück nach Kigali gefahren bin, um mit einer Freundin und Mitfreiwilligen, bei der ich auch wohnen konnte, weiter Zeit in Kigali zu verbringen. Am Ende der Woche bin ich mit der Vorfreiwilligen Rahel in den Norden nach Musanze gefahren. Auf der Fahrt dorthin konnte ich schon etwas von der schönen Landschaft Ruandas kennenlernen. Es ist wunderschön, an all den Bergen und Hügeln vorbeizufahren, die entweder bewaldet/grün, bepflanzt mit Feldern oder mit einzelnen Häusern bebaut sind.
Die nächste Woche verbrachte ich dann im Konvent, allerdings konnte ich nicht wirklich etwas machen, da die Schule in Ruanda erst Anfang September anfing. Also habe ich mich etwas eingerichtet und Zeit mit den Schwestern verbracht, um sie besser kennenzulernen. Freitags hab ich mich auch schon wieder auf den Weg nach Kigali gemacht, um noch ein paar Visumsangelegenheiten zu erledigen.
In der ersten Septemberwoche hat dann der Unterricht für die Schüler von der 6. Klasse der Grundschule (P6) angefangen, den ich mir anschauen durfte. Außerdem habe ich Bücher für den Englisch-Unterricht in den jüngeren Klassen (P2 und P3) bekommen, den ich seit dem Schulstart unterstütze. An diesem Freitag hat auch für mich der Sprachkurs in der Espérance in Kigali angefangen, an dem ich seither - wenn möglich - jede Woche teilgenommen habe. Das passt auch ganz gut, denn dann kann ich nach dem Sprachkurs das restliche Wochenende mit meinen Freunden in Kigali verbringen.
Am 9. September war dann der richtige Schulstart. Die Kinder aus den beiden Klassen, in denen ich unterstütze, sind wirklich sehr süß und haben sich auch sehr gefreut, mich im Unterricht dabei zu haben. Allerdings sind sie auch sehr anstrengend, wenn es darum geht, zuzuhören und von der Tafel abzuschreiben. In den Freistunden und Pausen helfe ich, den Unterricht vorzubereiten, die Quizzes und Hausaufgaben für die Kinder zu entwerfen und auch zu korrigieren. Ich habe so langsam meine Routinen im Schulalltag, mit den Schwestern und im Konvent gefunden. Mit den anderen Lehrern und Lehrerinnen verstehe ich mich auch sehr gut, besonders mit den jüngeren, die teilweise auch erst 19 sind, da man hier direkt nach dem Schulabschluss in Grundschulen unterrichten darf.
Eingangstor der Schule
Englischunterricht in P3
Blick auf die 1000 Hügel Ruandas
Neben den vielen schönen und positiven Momenten gibt es natürlich auch schwierige Erlebnisse. Hier hilft es sehr, dass ich mich mit Mitfreiwilligen unterhalten kann, die auch in Schulen sind und mit den gleichen Problemen zu kämpfen zu haben. Meine Wochenenden verbringe ich meistens mit den anderen Freiwilligen in Kigali, da ich eine echt coole Freundesgruppe gefunden habe, oder wir erkunden ein bisschen Ruanda. Letztes Wochenende sind wir nach Rusizi zum Kivu See gefahren, um Laurenz und den See zu besuchen. Alles in allem hatte ich bis jetzt eine mega Zeit mit vielen neuen Eindrücken, Routinen, Herausforderungen und Freunden. Ich kann schon nach drei Monaten sagen, dass es mir hier sowohl landschaftlich als auch von den Leuten und meinem Projekt super gut gefällt und ich mich hier wirklich wohlfühle.
Kivu Lake mit Blick auf den Kongo
Noch ein paar Punkte, die ich hier über den Alltag oder das Verhalten der Menschen gelernt habe:
Die Menschen in Ruanda sind sehr (gast)freundlich
Englisch ist zwar die offizielle Amtssprache, aber die meisten Menschen hier können nur wenig Englisch, deshalb versuche ich auch noch besser Kinyarwanda zu lernen
Wenn man innerhalb der Stadt oder auf dem Dorf von einem zum anderen Ort möchte, verwendet man Motorradtaxis (Motos)
Um mit Moto-Fahrern verhandelt zu können, spricht man am besten Kinyarwanda, da man so zeigt, dass man nicht nur ein Tourist ist und auch die Preise kennt
Es ist hier am einfachsten mit Momo zu zahlen, das ist Geld, welches man sich auf seine Simkarte läd und dann an die Nummer der Person schicken kann, die man bezahlen möchte.
Motofahren in Kimisagara (Stadtteil von Kigali)
Um euch einen kleinen Einblick in Kinyarwanda zu geben, hier einmal wie ich jemanden begrüße und mich vorstellen kann:
Mwaramutse = Guten Morgen
Nitwa Katharina = Mein Name ist Katharina
Mfite imyaka makumyabiri = Ich bin 20 Jahre alt
Ndi umbudage kazi = Ich bin Deutsche
Ndi umuvolunteere muri École Notre Dame de Guadaloupe i Muhanga = Ich bin eine Freiwillige in der École Notre Dame de Guadaloupe in Muhanga
Ntuye Mushubati = Ich wohne in Mushubati
Murakoze = Danke
Liebe Grüße
Eure Katharina