Csíkszereda oder Miercurea Ciuc? Hauptsache Italien!
So oder so ähnlich hat sich das nicht nur Andy Möller vor ca. 30 Jahren gefragt, auch davor war diese Frage schon lange Thema und ist noch bis heute weiterhin präsent. Im Grunde geht’s ganz einfach darum, dass wir uns hier mitten in Rumänien befinden, aber der Großteil der Menschen dennoch Ungarisch spricht. Da ich mich selber viel mit Sprache beschäftige und ich diese Thematik persönlich ziemlich spannend finde, dachte ich mir, es wäre doch mal Gelegenheit, ein paar Worte darüber zu schreiben, was ich zu dem ganzen Verhältnis zwischen Ungarisch (Csíkszereda) und Rumänisch (Miercurea Ciuc) so für Erfahrungen gemacht habe.
Bevor ich hier hergekommen bin, wurde mir zwar mitgeteilt, dass Ungarisch hier ganz klar Sprache Nummer 1 ist und man mit Rumänisch nicht weit kommen würde – wie das Ganze in der Praxis dann aussehen würde, darüber war ich allerdings zugebenermaßen noch etwas skeptisch, da ich es auch seltsam fand, dass die Region hier zwar knapp 400 Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt liegt, aber in vielen Gebieten, die deutlich näher an Ungarn sind, Rumänisch hingegen ganz eindeutig die dominierende Sprache darstellt.
Hier angekommen wurde dann allerdings direkt deutlich, dass die Situation auch wirklich so ist wie angekündigt: An meinem Arbeitsplatz arbeiten ausschließlich ungarisch-sprachige Personen und unter den ca. 20 Menschen mit Behinderung, die in unterschiedlicher Regelmäßigkeit zu uns kommen, stammt lediglich eine Person (Răzvan) aus einer rumänisch-sprachigen Familie – da er gehörlos ist, spielt der Sprachunterschied in dem Fall aber glücklicherweise keine Rolle und er ist genauso Teil der Gruppe wie alle anderen.
Auch außerhalb meiner Einsatzstelle ist die Verteilung ganz eindeutig: Ich denke, es ist bezeichnend genug, wenn ich sage, dass unter allen Leuten, mit denen ich mich hier in der Stadt je unterhalten habe, genau zwei rumänisch-sprachige Menschen waren (Răzvan mal ausgenommen). Anfangs fiel es mir zwar noch schwer, wenn sich Leute in meiner Nähe unterhalten haben, herauszuhören, ob das nun gerade Ungarisch oder Rumänisch war, da mir beide Sprachen ja erst einmal fremd waren, aber mittlerweile bin ich mir in den allermeisten Fällen doch ziemlich sicher; die Verteilung ist auch hier wie erwartet und bestätigt nur weiter das Gesamtbild.
Ein gutes Beispiel, um diesbezüglich die Identität der Menschen hier zu veranschaulichen, sind die Eishockeyspiele, da dies ohne Frage der populärste Sport in der Stadt ist und die allermeisten Leute mit der Mannschaft mitfiebern. Vor dem Bereich, wo die eingefleischtesten Fans sich aufhalten, hängt dauerhaft ein Banner mit der Aufschrift „Lokalpatrióták Csíkszereda“ (relativ simpel zu übersetzen: „Lokalpatrioten Csíkszereda“) und allgemein finden sich etliche Szeklerflaggen im Stadion (beides zu sehen in https://www.youtube.com/watch?v=EZjQcwOaPdA&t=19s Minute 3:33). „Szekler“ ist die Bezeichnung für die ungarische Volksgruppe in dieser Region und darauf scheint man auch stolz zu sein, so gibt es z.B. extra umdesignte Trikots, die an Stelle der Vereinsfarben stattdessen von einer großen Szeklerflagge geziert werden. Ich meine, ich bin ja auch stolz aus dem Saarland zu kommen, aber ich persönlich wäre doch stark überrascht, wenn der FCS plötzlich ein Sondertrikot herausbringen würde, dass das klassische blau-schwarz durch die Saarlandflagge ersetzt hätte.
Es existiert auch eine eigene Nationalhymne (https://www.youtube.com/watch?v=yrRo_BHs90I&t=32s ), welche nach jedem siegreichen Spiel zusammen von Mannschaft und Anhang gesungen wird (ein Ausschnitt davon ebenfalls zu sehen in https://www.youtube.com/watch?v=EZjQcwOaPdA&t=19s ab Minute 4:11). Die einzige Gelegenheit, bei der man trotz Niederlage zum Singen anstimmte, war beim Gastspiel Gyergyós (rumänisch: Gheorgheni, deutsch: Niklasmarkt), was ca. 50 km nördlich von hier liegt und ebenfalls zum Szeklerland zählt. Trotz eines äußerst hitzigen und emotionalem Spielverlauf waren sich nach Abpfiff wieder alle einig und vereint in ihrer gemeinsamen Hymne.
Mannschaftsaufstellung zum Singen der Hymne nach einem 5:2 Erfolg über Brasov
Eine Rumänienflagge habe ich in dem Stadion noch nie erblickt, stattdessen wurde allerdings beispielsweise im Zuge eines fulminanten 7:0 Sieges über Brasov (ca. 100 km südlich, dort leben hauptsächlich Rumän*innen) zeitweise eine gewaltige Ungarnflagge ausgebreitet. Es gibt auch mindestens eine Person, die zu den Spielen in einem nochmals anderen Sondertrikot erscheint, was weder die Vereinsfarben noch die Szeklerflagge repräsentiert, sondern stattdessen in die Farben Ungarns getauft ist, ansonsten allerdings einfach ganz normal den Verein zeigt (genau genommen die Nummer 20, Becze Tihamér).
Während man also beim Spiel gegen das rumänische Brasov versucht hat, die Abgrenzung von Rumänien zu zeigen, wurde beispielsweise bei einer Partie gegen Fradi (Ferencváros Budapest) einmal ein Lied angestimmt, dessen Namen ich leider nicht kenne und von welchem ich lediglich den Refrain verstanden habe (dreimal „Magyarország eh!“; „Magyarország“ bedeutet „Ungarn“ auf Ungarisch). Mir wurde allerdings gesagt, es handele von der Einigkeit Transsilvaniens mit Ungarn, was insofern auch erklären würde, warum es, trotz der Rivalität und Abneigung der beiden Vereine füreinander, gemeinsam von Heimtribüne und den 10-15 Auswärtsfans, die an einem trüben Donnerstag im Januar den weiten Weg hierher auf sich genommen hatten, gesungen wurde und man sich anschließend gegenseitig Applaus spendete.
Tatsächlich gibt es aber auch etliche Fußballinteressierte in der Stadt und da ich ja selber einer davon bin, ist Fußball auch hin und wieder mal Gesprächsthema. Dabei war sehr auffällig, dass, wenn ich wahrheitsgemäß gesagt habe, Gladbach sei mein Lieblingsteam, häufig als Antwort kam, dass die andere Person innerhalb aller deutschen Mannschaften RB Leipzig als persönlichen Favorit nannte. Das hat mich ganz zu Beginn erstmal erstaunt, da ich behaupten würde, dass RB in Deutschland einer der unbeliebtesten Vereine überhaupt ist, allerdings ist der Grund für diese Antwort eigentlich sehr simpel: In Leipzig spielen derzeit drei Spieler, die alle legitime Nationalspieler Ungarns sind (Péter Gulácsi, Willi Orbán, Dominik Szoboszlai). Wenn man das in Betracht zieht, ist Leipzig plötzlich die logischste Antwort.
Allgemein dreht sich gefühlt alles hier deutlich mehr um Ungarn als um Rumänien; so habe ich tatsächlich eben mal nachschauen müssen, wer eigentlich zurzeit Präsident Rumäniens ist und war mir relativ sicher, noch nie seinen Namen gehört zu haben. Dahingegen fällt, wenn wir am Ende des Arbeitstags gemeinsam in der Küche sitzen, doch hin und wieder mal der Name Viktor Orbán – kann natürlich daran liegen, dass er so ein streitbarer und popularisierender Charakter ist (ich denke in Deutschland hört man i.d.R. auch häufiger etwas über ihn als über Klaus Iohannis), dennoch bestätigt es letztendlich einfach das Gesamtbild dessen, worüber die Leute hier sich Gedanken machen.
All dies führt dazu, dass ich zwar mittlerweile schon ein halbes Jahr hier lebe, allerdings nicht wirklich den Eindruck habe, in Rumänien zu sein. Lediglich als ich im Herbst ein paar Tage in Cluj (wo immerhin auch noch ca. 10-15% der Menschen Ungarisch sprechen) und vor kurzem mal in Brasov und Sighisoara war, hatte ich tatsächlich den Eindruck in dem Land zu sein, in dem ich mich offiziell seit sechs Monaten befinde. So sehe ich mich persönlich mehr verbunden zu einem Land, dessen Boden ich nie betreten habe und welches ich nur auf dem Weg hierher mit dem Nachtzug durchquert habe, als zu dem Land, in dem ich mich seit einem halben Jahr aufhalte.
Aber warum ist die Situation hier eigentlich so, wie sie ist? Dazu ein grober historischer Rückblick: Jahrhundertelang gehörte die Region zum Königreich Ungarn, welches allerdings relativ groß war und neben den Ungarn auch etliche andere Volksgruppen umfasste. Um seine Grenzen zu sichern, wurden schon relativ früh bewusst ungarischstämmige Menschen in den Grenzgebieten angesiedelt, was zu einer hohen Dichte an Ungarn in diesen Regionen führte. Diese Grenzwächter waren die „Szekler“, die bis heute hier leben. Nach Ende des ersten Weltkrieges und der Auflösung Österreich-Ungarns wurde Siebenbürgen im Zuge des Vertrags von Trianon komplett an Rumänien angegliedert und damit natürlich ebenso das Szeklerland. Während sich die Bevölkerungsstruktur anderswo im Laufe der Zeit deutlich veränderte (Beispiel Cluj: 1910 ca. 83% der Bevölkerung ungarisch / 2002 nur noch ca. 19%), haben sich die Ungarn in dieser Region hier bis heute hartnäckig gehalten und stellen nach wie vor die große Mehrheit in den Kreisen Harghita (dort lebe ich) und Covasna dar.
Ethnische Verteilung innerhalb Rumäniens
Wenn es bei uns in Deutschland in der Schule im Geschichtsunterricht um die Folgen des ersten Weltkrieges ging, wurde immer hoch und breit über Versailles erzählt, was ja auch erstmal Sinn macht, da es für uns Deutsche ja doch ziemlich große Auswirkungen hatte. Finde es nur ein wenig schade, dass Trianon (meines Wissens nach; hatte aber eigentlich auch meist den Eindruck, ganz gut aufgepasst zu haben) absolut keinerlei Erwähnung findet.
Hier ist die Gewichtung der Themen logischerweise ganz anders und der Fokus liegt sehr stark auf Trianon und seinen Auswirkungen. Weil ich das Thema selber interessant finde, hab ich mir auch schon vor einigen Monaten ein Buch gekauft, welches sich mit den ersten Jahren nach Unterzeichnung des Vertrages beschäftigt (1918-1924) – dies ist allerdings auf Ungarisch verfasst und auch wenn ich mich mittlerweile eigentlich ganz gut verständigen kann und auch immer öfter verstehe, was Leute mir sagen wollen, ist so ein sprachlich anspruchsvolles Buch zu lesen doch noch äußerst mühsam, wodurch ich es bis heute noch nicht über das Vorwort hinaus geschafft habe. Dementsprechend kann ich selber noch nicht so großartig viel darüber philosophieren, was daran nun gerechtfertigt war und was vielleicht nicht – ich kann lediglich berichten, was ich hier von den Leuten erfahre und was ich so mitbekomme.
So wird mir doch hin und wieder klar gemacht, welch großen Einfluss davon auch nach 100 Jahren noch auf die Menschen hier ausgeht; ich kann mich z.B. nicht erinnern in Deutschland mal mitten in der Nacht vor dem Eingang irgendeiner Party gestanden zu haben und mich über Nachkriegsverträge des ersten Weltkriegs unterhalten zu haben. Solche Gespräche machen aber dann eben deutlich welchen Stellenwert das Thema bis heute hat. So wurde, als mir eine Kollegin mitteilte, am nächsten Tag sei der Feiertag zur Vereinigung Rumäniens mit Transsilvanien, das Ganze mit dem Wort „sajnos“ abgeschlossen, was so viel wie „leider“ bedeutet. An anderer Stelle wurde mir von jemandem gesagt, er würde niemals in seinem Leben nach Paris reisen wollen, einfach aus Frustration und Ärger über die Auswirkungen Trianons (Vorort von Paris). Natürlich sind nicht alle exakt der ein und selben Meinung über Punkte wie diesen, für manche spielt das alles eine größere Rolle, für andere eine kleinere, aber im Allgemeinen ist es schon sehr deutlich sichtbar, wie präsent die Thematik bis heute geblieben ist.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie es aussieht mit der Koexistenz dessen mit dem Rumänischen und den Problemen, die sich dadurch ergeben, denn dass wir uns hier innerhalb der rumänischen Grenzen befinden, ist ja schlicht und ergreifend Fakt.
Ein ganz einfaches Beispiel sind die Straßen- und Ortsschilder, welche stets zweisprachig verfasst sind, was wohl auch die beste und naheliegendste Lösung darstellt.
Fünf Richtungsangaben, aber zehn Namen: Zweisprachiges Straßenschild
Wo das ganze schon problematischer wird, sind quasi alle offiziellen Stellen, egal ob jetzt Polizei, Bahnhof, Post, Apotheke oder auch z.B. im Supermarkt, denn überall dort ist es grundsätzlich erst einmal Vorschrift auf Rumänisch zu sprechen und mir wurde einmal erzählt, dass man, sollte man nicht in der Lage sein auf Rumänisch zu kommunizieren, auch nur wenig Aussicht hätte dort eingestellt zu werden. In der Praxis wird das mit der Sprache mehr oder weniger strikt umgesetzt: Im Supermarkt beispielsweise würde ich schätzungsweise sagen, die Hälfte der Verkäufer*innen begrüßt einen mit „Jó napot“ (Ungarisch), die andere Hälfte mit „Bună ziua“ (Rumänisch). Die Polizei hingegen kommuniziert (soweit ich weiß) immer erst einmal auf Rumänisch und lässt sich auch deutlich schwerer davon abbringen. Am Bahnhof wiederum wird man auch zunächst einmal auf Rumänisch angesprochen, aber als ich z.B. einmal gegen Abend im Nachbarort auf die Frau zugegangen bin, die dort am Schalter arbeitete und sie auf Ungarisch angesprochen habe, hat sie auch keinerlei Anstalten gemacht ins Rumänische wechseln zu wollen.
Andersrum war ich allerdings auch einmal im Blumenladen und die Verkäuferin dort hat ganz selbstverständlich angefangen, auf Ungarisch mit mir zu sprechen. Nachdem ich ihr dann allerdings mitgeteilt hatte, dass mein Ungarisch doch noch ziemlich eingeschränkt sei und ich deshalb leider keinen Schimmer hatte, was sie mich gefragt hatte, ist sie sofort ins Rumänische gewechselt, da das in der Regel wohl die logischste Alternative darstellt. Als ich ihr dann allerdings beichten musste, dass ich absolut null Rumänisch sprechen kann, ging die Konversation eher mit Händen und Füßen weiter – aber dass man nicht immer zwangsläufig die gleiche Sprache sprechen muss, um miteinander kommunizieren zu können, hab ich hier schon sehr früh gelernt und mich schon lange daran gewöhnt.
Was die Dinge ebenfalls erschwert, ist die Tatsache, dass beispielsweise an meinem Arbeitsplatz alle offiziellen Dokumente stets auf Rumänisch verfasst und auszufüllen sind. Mich persönlich betrifft das jetzt nicht so sehr, da das einzige Dokument, das ich regelmäßig auszufüllen habe, ziemlich simpel ist und ich einfach jedes Mal exakt die gleichen Worte hinschreibe. Wenn ich allerdings manchmal zuschaue, durch welche Berge an Papierkram sich meine Kollegen durcharbeiten müssen, stelle ich mir das schon sehr mühsam vor. So hat mir eine von ihnen mal davon erzählt, wie sie auf einer Art Fortbildung in Târgu Mureș war, welche auf Rumänisch gehalten wurde, weshalb sie die meiste Zeit damit verbringen musste, gemeinsam mit den anderen Leuten dort zu versuchen zu übersetzen, was genau jetzt eigentlich gesagt wurde.
Probleme ergeben sich allerdings selbstverständlich ebenso, wenn die Situation umgekehrt ist, da, auch wenn natürlich die große Mehrheit der Leute ungarischsprachig ist, es nun mal ebenso Menschen hier gibt, die Ungarisch nur teilweise oder auch überhaupt nicht sprechen.
So ist beispielsweise in den meisten Schulen hier der Unterricht auf Ungarisch, was ja auch Sinn ergibt. Allerdings hat mir auch mal ein ehemaliger Mitbewohner, der für knapp 3 Monate hier war und in einer Schule in der Nähe beim Englischunterricht mitgeholfen hat, erzählt, dass es in manchen der Klassen unter den 20-30 Schüler*innen auch ein, zwei Kinder gab, die nur zu Teilen Ungarisch sprechen und verstehen würden. Dass die es dann dementsprechend sehr schwer haben und man aufgrund der insgesamt großen Zahl an Schülern nicht immer genug auf sie eingehen kann, ergibt sich von selbst.
Ebenso habe ich mich einmal mit jemandem unterhalten, der ursprünglich aus Timișoara (West-Rumänien) kommt und als Polizist arbeitet. Er meinte, er sei quasi hierher versetzt worden und besonders glücklich darüber schien er nicht zu sein. Natürlich kann er quasi ganz normal arbeiten, da man bei der Polizei ja, wie bereits erwähnt, auf Rumänisch sprechen muss. Allerdings hat er erzählt, dass es ihm hier allgemein schwer fallen würde, da auch nicht immer alle Leute super erfreut wären, wenn er sagen würde, dass er nur Rumänisch spreche.
Aber immerhin hat er eine eindeutige Identität und muss sich nicht dem Problem stellen, dass die meisten Leute hier beschäftigt: In Rumänien ist man Ungar*in, aber in Ungarn ist man Rumän*in; und außerhalb der beiden Länder ist es auch nicht immer zwangsläufig einfacher. So hat mir mal jemand davon erzählt, wie er für eine Weile in Deutschland gearbeitet hatte und dort ins Krankenhaus musste. Er sprach auf Englisch mit dem Arzt, dieser wollte dann allerdings, wohl um mögliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, doch lieber noch zusätzlich einen Dolmetscher zur Hilfe holen. Nach einem Blick auf den Ausweis des Patienten, kam er wenig später deshalb mit einem Übersetzer zwischen Rumänisch und Deutsch wieder. Dieser war allerdings völlig nutzlos, da die betreffende Person besser Englisch als Rumänisch spricht und dementsprechend rein gar nichts mit dem Übersetzer anfangen konnte. Natürlich kann ich es nicht selber beurteilen, aber mir wurde von allen Seiten meist nur erzählt, dass der Rumänischunterricht in den Schulen hier in der Regel relativ dürftig sei – man lerne Rumänisch, wie es in irgendwelchen alten Büchern geschrieben sei, aber nicht so, wie die Leute tatsächlich reden. Ob das tatsächlich so ist – keine Ahnung – aber ich meine, wenn es quasi jeder so erzählt, wird ja wohl was dran sein.
Als Fazit lässt sich wohl lediglich sagen, dass die Situation für alle Seiten oft schwierig sein kann und es keine einfache Lösung für das Ganze gibt. Einmal hat mir jemand (nicht gerade nüchtern) erzählt, er träume von einem unabhängigen Transsilvanien mit Cluj als Hauptstadt. Ich bezweifle, dass ein solches Szenario ansatzweise realistisch ist und glaube auch kaum, dass es die Probleme beseitigen könnte. Das Einzige, das mir in den Sinn kommt, wäre, dass es immerhin ein wenig helfen kann, wenn man sich der Thematik bewusst macht und weiß, dass nicht jeder, der aus Rumänien kommt, zwangsläufig Rumän*in sein muss.
Man wird vermutlich einfach abwarten müssen, was die Zukunft den Leuten hier bringen wird. Mit Sicherheit lässt sich wohl lediglich sagen: Mit Italien hat das Ganze herzlich wenig zu tun.