1. Rundbrief Deborah Fleck
Bolivien
Deborah Fleck
28.01.2025
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Drei Monate ist es jetzt nun schon her, dass es hieß Abschied zu nehmen und sich auf etwas ganz Neues einzulassen. Mit vielen Tränen, aber noch größerer Vorfreude startete das Abenteuer Freiwilligendienst für unsere Boliviengruppe am 8. August am Frankfurter Flughafen. Von Frankfurt aus flogen wir nach Buenos Aires (Argentinien). Dort hatten wir einen 8-stündigen Aufenthalt, den wir mit verschiedenen Spielen gut überstanden. Danach ging es dann endlich nach Bolivien.

Ankommen in Bolivien

Drei Monate ist es jetzt nun schon her, dass es hieß Abschied zu nehmen und sich auf etwas ganz Neues einzulassen. Mit vielen Tränen, aber noch größerer Vorfreude startete das Abenteuer Freiwilligendienst für unsere Boliviengruppe am 8. August am Frankfurter Flughafen. Von Frankfurt aus flogen wir nach Buenos Aires (Argentinien). Dort hatten wir einen 8-stündigen Aufenthalt, den wir mit verschiedenen Spielen gut überstanden. Danach ging es dann endlich nach Bolivien. Wir landeten in Santa Cruz, wo wir von unseren Koordinatoren der Partnerschaftsorganisation, der Hermandad empfangen wurden. Nach der Besichtigung der Kathedrale und der Plaza von Santa Cruz aßen wir gemeinsam zu Abend, bevor wir früh ins Bett gingen, um für die Weiterreise am nächsten Tag fit zu sein. Nach dem Frühstück und einem anschließenden Spaziergang durch das Zentrum ging es mit einem Zwischenstopp weiter nach Trinidad, meinem Wohnort für die nächsten 13 Monate. Als wir in Trinidad landeten und aus dem Fenster schauten, konnten wir unseren Augen kaum trauen. Hinter der Scheibe stand eine große Gruppe, die schon voller Vorfreude auf uns wartete. Wir wurden von Machetero-Tänzer*innen, (Machetero= traditioneller Tanz aus dem Departemento Beni, dessen Hauptstadt Trinidad ist), den den Mitgliedern der Hermandad und den Kindern aus meinem Projekt begrüßt. Als ob das nicht schon aufregend genug gewesen wäre, wurde ich im Anschluss mit dem Roller zu unser Unterkunft gebracht, in der unser 3- tägiges Einführungsseminar stattfand (es war meine erste Rollerfahrt und hat mega Spaß gemacht). Das Seminar begann mit einem Gottesdienst in der Kathedrale, zu dem wir mit dem Mototaxi fuhren. (Mototaxi= Taxi, in Form eines Rolles, da in Trinidad der Roller das Hauptverkehrsmittel ist. Danach wurden wir vom Bischof von Beni zum Frühstück eingeladen. Ein weiters Highlight war der Ausflug in das Eco Reservat Chuchini, mit Bootstour und Führung durch den Regenwald, bei der wir viele verschiedene Tiere entdecken konnten. Am Abend wurden wir von der der Hermandad zum Grillen eingeladen. Hier hatten wir die Möglichkeit, die Mitglieder der Hermandad aus Trinidad kennenzulernen. Den restlichen Abend ließen wir in einer Bar ausklingen.

Der nächste Tag begann auf einer Farm in Trinidad. Dort durften wir nicht nur eine Kuh melken und ganz traditionell Milch mit Cognac und Singani probieren, sondern auch „Masaco“- ein traditionelles Frühstück aus dem Tiefland Boliviens-, bevor wir zu einem Comedor (Suppenküche) fuhren, wo wir mithelfen durften, Mittagessen für Bedürftige zuzubereiten. Am nächsten Tag trafen wir uns noch zu einem gemeinsamen Frühstück mit Mitgliedern der Hermandad und dann hieß es am Abend auch leider schon Abschied nehmen. Die anderen Freiwilligen fuhren nun zu ihren Einsatzstellen und ich durfte endlich meine Gastfamilie kennenlernen.

Meine Gastfamilie besteht aus meiner Gastmama, meiner Gastoma und meiner kleinen Gastschwester Alicia, mit der ich viel Zeit verbringe und dadurch schnell eine enge Bindung aufbauen konnte.Bis zu Beginn des Sprachkurses hatte ich noch Freizeit, in der ich die Ehre hatte, die Freiwilligen aus Hildesheim kennenzulernen. Wir haben uns gut verstanden und eine schöne Zeit zusammen verbracht .

Erster Monat

Im ersten Monat hatten wir einen Online-Spanischkurs, der in einen Grammatik- und einen Sprachteil unterteilt war. Vormittags nutze ich die Zeit um meine Hausaufgaben für den Sprachkurs zu erledigen. Nach dem Sprachunterricht hatte ich frei und ging mit Fatima -die mich von Anfang an sehr integrierte- ins Gym. In meiner Freizeit hatte ich zudem die Möglichkeit, Trinidad und seine Umgebung zu entdecken. Trinidad ist die Hauptstadt des Departamento Beni und liegt im Tiefland im Nordosten Boliviens. Die Region ist geprägt von tropischen Klima, das eine beeindruckende Artenvielfalt hervorbringt. Neben der Artenvielfalt sorgt das tropische Klima aber auch für eine länger anhaltendende Regenzeit, meist im Dezember und Januar. Hier begegnet man Tieren wie Affen, Papageien, Capybaras, Alligatoren und Kolibris. Die Stadt ist von einer wunderschönen Natur umgeben, die ich während meiner Ausflüge erkunden konnte. Besonders beeindruckend waren Besuche der Laguna Suárez, des Río Mamoré und des Dorfes Loreto, das etwa eine Stunde von Trinidad entfernt liegt.

Loreto lernte ich bei einem Ausflug mit meiner Gastfamilie und der Schule meiner Gastschwester kennen. Anlass war ein Gottesdienst zu Ehren der Virgen de Loreto, der Schutzpatronin der Schule. Im Rahmen der Feierlichkeiten wurden traditionelle Tänze aus dem Departamento Beni aufgeführt, die einen faszinierenden Einblick in die lokale Kultur boten.

Mein Projekt

Am 16. September begann mein Projekt. Die erste Woche war eine Art Projektwoche zu Ehren des 71 Aniversarios des Colegios Madre Senton. Am Abend des 16. September fand der Desfile de Farolas statt, ein Laternenumzug um die Plaza. Am Mittwoch wurden viele Reden gehalten und das Kollegium wurde geehrt. Im Anschluss gab es ein gemeinsames Mittagessen, zu dem ich eingeladen wurde. Der Donnerstag begann mit einem Gottesdienst in der Kathedrale, gefolgt von weiteren Reden in der Schule.

Am Freitag besuchten wir dann mit der ganzen Schule das städtische Kino. Die Jubiläumswoche endete am Samstag, dem 21. September, mit einer Feier zum Frühlingsanfang (Frendula). Die Schüler*innen kamen verkleidet -als Schmetterlinge, Bienen, Blumenkinder usw.- in die Schule. Im Anschluss fand ein Umzug um denPlaza statt. Jede Klasse hatte ihr eigenes Motto. Alles war sehr bunt und mit einem Karnevalsumzug zu vergleichen.

In der darauffolgenden Woche ging mein Projekt dann richtig los. Vorerst wurde ich den Vorschulkinder (hier Kínder) zugeteilt, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Hier habe ich die Aufgabe die Schüler*innen in das Thema „medio ambiente” (Umweltschutz) einzuführen. Dazu habe ich Ihnen Bilder zum Ausmalen ausgedruckt. Die Lehrerin hat die Kinder mit einfachen Fragen in das Thema eingeführt. Außerdem soll ich einen kleinen Kurzfilm zum Thema “medio ambiente” drehen. Ansonsten unterstütze ich die Lehrerin.

Ein typischer Schultag sieht wie folgt aus: Wir beginnen den Morgen mit einem Gebet. Danach frühstücken wir gemeinsam. Die Kinder haben die Möglichkeit sich ihr Frühstück am Verkaufsstand unserer Schule zu kaufen. Nach dem Frühstück beginnt der Unterricht. Die Kinder lernen das Alphabet, die Zahlen und die Farben. Alle Schüler* innen haben ihr eigenes Übungsheft in dem sie die Buchstaben und die Zahlen lernen, sowie viel malen können . Zwischendurch gibt es natürlich auch Pausen, in denen sich die Kinder austoben können. Der Unterricht endet meistens mit einem Lehrfilm.

Leider konnte ich im Oktober nicht so viel in meinem Projekt arbeiten, da die Schulen wegen der Waldbrände und des daraus resultierenden Rauchs längere Zeit geschlossen waren. Seit Mai wüten in Bolivien extreme Waldbrände -stärker als in den vergangenen Jahren-. Allein in diesem Jahr sind in Bolivien schon etwa rund zehn Millionen Hektar Wald abgebrannt, verheerend für die Umwelt, Mensch und Tier. Durch den Klimawandel haben die Trockenperioden in den letzten Jahren stark zugenommen, was leider auch zu einer Zunahme der Waldbrände führt. Aufgrund fehlender Mittel seitens der Regierung ist es schwierig die Situation zu entschärfen.

Semana de Hermandad

Der Oktober begann mit der Semana de Hermandad. Die Hermandad ist eine Teilorganisation der katholischen Kirche in Bolivien, die eine Partnerschaft mit den Bistümern Trier und Hildesheim pflegt. Sie kümmert sich um uns Freiwillige und dient als Ansprechpartner vor Ort.

Die Semana de Hermadad diente also dem Austausch zwischen uns Freiwilligen und den Einheimischen.mSie begann mit einem einführenden Gottesdienst in den Kathedralen der verschiedenen Einsatzorte, bei mir in Trindad. Im Anschluss gab ein 3-tägiges Projekt zum Thema Schöpfung, das jeweils von einer Freiwilligen aus dem Bistum Trier und einer Freiwilligen aus dem Bistum Hildesheim gemeinsam durchgeführt wurde. Unser Projekt fand in San Ingnasio de Velasco statt, einer kleinen Stadt im Departamento Santa Cruz. Die Freiwillige aus Hildesheim und ich trafen uns in Santa Cruz und fuhren gemeinsam mit der Flota (=bolivianische Reisebusse, sehr bequem) nach San Ignacio de Velasco, wo wir von einem Mitglied der Hermandad abgeholt wurden, bei dem wir für die Projekttage wohnen durften.

Das Thema unseres Projektes, war Umweltschutz. Den ersten Projekttag verbrachten wir in einer Schule. Dort schauten wir uns verschiedene Filme zum Thema Umweltschutz und Umweltverschmutzung an, wozu die Schüler*innen im Anschluss eine Präsentation erstellen mussten. Danach gestalteten die Schüler*innen, sowie Anna und ich Plakate für die anstehende Klimademonstration gegen die Waldbrände. Den Abend ließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen. Am nächsten Tag arbeiten wir mit den jüngeren Kindern der Schule zusammen, die spielerisch an das Thema Umweltschutz herangeführt wurden. Nach der Schule waren wir bei einer Kollegin zum Geburtstagsessen eingeladen. Am Nachmittag trafen wir uns mit weiteren Mitgliedern der Hermandad und drei Freiwilligen aus San Ignacio de Velasco und La Paz. Am Abend nahmen wir mit 4000 anderen Menschen an der Klimademo teil. Danach haben wir in einem Restaurant mit der Familie zu Abend gegessen und den Abend in einer Bar ausklingen lassen.

Am nächsten Tag waren wir mit einem Mitglied der Hermandad und dem Freiwilligen aus La Paz zum Mittagessen verabredet. Anschließend besuchten wir einen Ort, an dem traditionelle Kunst aus San Ingnasio de Velasco verkauft wird. Am Abend hieß es dann leider wieder Abschied nehmen und Anna und ich fuhren zurück nach Santa Cruz. Insgesamt war die Semana de Hermandad eine schöne Erfahrung, da wir einen neuen Ort in Bolivien sowie viele neue und herzliche Menschen kennen lernen durften.

Weitere Erlebnisse

Zurück in Santa Cruz nutze ich die Gelegenheit die Stadt und ihre Umgebung näher kennenzulernen. So besuchte ich Güembe, ein großes Eco-Reserve etwas außerhalb von Santa Cruz. Dieses beeindruckende Reservat beheimatet zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Dort konnte ich gerettete Affen, Schildkröten, sowie eine Vielzahl von Papageien und Tukane beobachten. Ein weiteres Highlight war ein Ausflug nach Potongo, einem Dorf in der Nähe von Santa Cruz, das für die Frucht Achachairu bekannt ist.

Am vergangenen Wochenende fand der Aniversario des Departmentos Beni statt - ein großes Ereignis, das schon am Freitag mit der entrada universitaria en el Beni eingeleitet wurde. Dabei handelt es sich um einen Umzug, bei dem die verschiedenen Fakultäten der Universitäten Trinidads traditionelle Tänze aufführen, vor allem aus der Region Beni. Am Samstag besuchte ich eine weitere Fiesta, bei der ein bekannter bolivianischer Rapper für Stimmung sorgte.

Der Höhepunkt war der Sonntag, an dem wir in den Aniversario des Departmentos Beni (18 de Noviembre) feierten. Es gab ein beeindruckendes Feuerwerk, viel Tanz, ausgelassene Stimmung und ein weiterer berühmter Sänger aus Bolivien trat auf.

Auch in der Schule drehte sich alles um den Aniversario de Beni und der bevorstehenden Abschluss Prüfungen in Musik und Sport. Während wir für das „Examen de música”einen traditionellen Tanz aus Beni einstudierten, lag der Fokus im Sportunterricht auf der Vorbereitung für das „Examen de física”.

Am 21. November, passend zum nahenden Ende des Schuljahres, fanden schließlich die Abschlussprüfungen in den Fächern Musik und Sport statt. Jede Klasse präsentierte der gesamten Schule eine eindrucksvoller Sport und Tanzeinlage, die das Erlernte im Unterricht in Szene setze.

Nur eine Woche später, am 29. November verabschiedet, sich die Schule in die zweimonatigen Ferien. Während dieser Zeit werde ich im Dezember in einem anderen Projekt mitarbeiten, über das ich euch mit meinem nächsten Rundbrief ausführlicher berichten werde.

Ich blicke dankbar auf die ersten Monate voller Eindrücke, Herausforderungen und unvergessliche Erlebnisse zurück und freue mich auf alles, was noch vor mir

liegt.